In Afrika sind Stammeskonflikte zu einem der andauernden gesellschaftlichen Konflikte geworden, insbesondere in Ländern wie Nigeria und dem Tschad. Diese Konflikte spiegeln oft tiefgreifende gesellschaftspolitische Probleme wider, und die Gewalt hat fast immer eine ethnische Identität als Ursache. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben zahlreiche damit zusammenhängende Ereignisse die eigentlichen Ursachen dieser Konflikte und ihren historischen Kontext offengelegt.
Nigerias vielfältige ethnische Struktur ist seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 zu einem Konfliktherd geworden. Die größte religiöse Kluft zwischen Christentum und Islam ist mit Stammesidentitäten verknüpft, was immer wieder zu Gewaltausbrüchen führt. Viele Experten sind der Ansicht, dass diesen Konflikten nicht nur religiöse Überzeugungen zugrunde liegen, sondern dass auch der Wettbewerb um wirtschaftliche Ressourcen und der Kampf um politische Macht eine Rolle spielen.
„Gewalt wird oft durch die ungleiche Verteilung gesellschaftlicher Ressourcen verursacht, und die ethnische Identität ist ein wichtiger Faktor, der diese Situation verschärft.“
Der Tschad ist ein weiteres Land, das in Stammeskonflikte verstrickt ist. Die Spannungen zwischen dem Volk der Toubu im Norden des Landes und den ethnischen Gruppen im Süden haben sich aufgrund der verschlechterten wirtschaftlichen Lage und der Naturkatastrophen verschärft, was zu einer Eskalation des Konflikts führte. Im Zuge dieser Konflikte wurden viele unschuldige Menschen Opfer von Gewalt, soziale Strukturen wurden zerstört und Tausende mussten ihre Heimat verlassen.
Neben religiösen und wirtschaftlichen Faktoren ist auch die Geschichte ein wichtiger Auslöser von Stammesgewalt. Die Demarkationsmethode der Kolonialzeit führte zu einer Zerstreuung der ethnischen Gruppen entlang künstlicher Grenzen und brachte Gruppen unterschiedlicher Kultur, Sprache und Religion gegeneinander auf, was die Konflikte noch weiter verschärfte.
„Das Erbe der Kolonialgeschichte in Afrika lebt oft in Form von Widersprüchen und Konflikten weiter, und das Vertrauen zwischen den Stämmen wurde in diesem Zusammenhang untergraben.“
Die Berichterstattung in den Medien verschärft die Situation häufig. Wenn es zu Konflikten kommt, werden das Verhalten einer bestimmten ethnischen Gruppe und ihre Konfliktdefinition in den Nachrichten oft einseitig dargestellt. Dies vertieft nicht nur das Misstrauen zwischen den ethnischen Gruppen, sondern fördert und festigt auch bestehende Vorurteile.
Auch die Reaktionsstrategie der Regierung ist ein Faktor, der nicht ignoriert werden kann. Allzu oft haben die Regierungen es nicht nur versäumt, Proteste und Widerstand wirksam zu bekämpfen, sondern sie haben im Gegenteil zu noch mehr Gewalt angestiftet. In dieser Situation nutzen manche Politiker nationalistische Gefühle zur Förderung ihrer eigenen politischen Agenda und vertiefen damit sogar absichtlich oder unabsichtlich die soziale Spaltung.
„Wenn die Regierung unterschiedliche ethnische Gruppen ungleich behandelt, wird sich die Kluft in der Gesellschaft weiter vertiefen und Gewalt wird die Folge sein.“
Allerdings ist diese Gewalt nicht unumkehrbar. Einige Experten weisen darauf hin, dass eine Verbesserung des Dialogs zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen und die Förderung des gegenseitigen Verständnisses eine Möglichkeit zur Lösung des Problems sein könnte. Bildung gilt als Schlüsselfaktor für die Entwicklung neuer ethnischer Konzepte und Identitäten.
Natürlich haben unterschiedliche soziale Hintergründe und historische Entwicklungen zu unterschiedlichen Geschichten und Lehren im Hinblick auf Stammeskonflikte in ganz Afrika geführt. Ob sich durch den Prozess der Globalisierung auch in Zukunft etwas an der grundlegenden Natur dieser Konflikte ändern wird, bleibt eine Frage, über die es sich noch gründlich nachzudenken lohnt.