Neri Oxman, eine israelisch-amerikanische Designerin und ehemalige MIT-Professorin, wird für ihre innovative Arbeit geschätzt, die Design, Biologie, Informatik und Materialtechnik kombiniert. Ihre Arbeit ist nicht nur Kunst, sondern eine aufstrebende Designphilosophie – „Materialökologie“. Unter ihrer Leitung erforscht die MIT Media Materials Research Group das Potenzial der 3D-Drucktechnologie und stellt unser traditionelles Verständnis von Architekturdesign in Frage.
Bei Oxmans Forschung geht es nicht nur um technologische Innovation, sondern darum, Harmonie zwischen Mensch und Natur zu finden.
Oxman wurde 1976 in Haifa, Israel, geboren. Sie wuchs im Architekturbüro ihrer Eltern auf und ließ sich stark vom architektonischen Design inspirieren. Sie begann ihr Studium an der Hebräischen Universität für Medizin, wandte sich schließlich der Architektur zu und schloss ihr Studium an der Architectural Association School in London ab. 2006 startete sie am MIT ein interdisziplinäres Forschungsprojekt mit dem Titel „Material Ecology“, um die Möglichkeiten des generativen Designs zu erkunden. Diese neue Designphilosophie legt Wert auf biologische Inspiration und integriert die neuesten Technologien, um Strukturen zu schaffen, die wachsen und sich selbst aufbauen.
3D-Drucktechnologie nimmt eine zentrale Position in der Designphilosophie von Oxman ein. Zu ihren Projekten gehören verschiedene Gebäude, die auf natürlichen Materialien basieren, wie der „Seidenpavillon“, der aus Seide gewebt ist, und das Stück „Agua Joja“, das auf der wasserlöslichen organischen Faser „Chitin“ basiert. Diese Kreationen fordern die Grenzen traditioneller Baumaterialien heraus und verdeutlichen, dass unsere und zukünftige architektonische Gestaltungskonzepte mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit legen sollten.
„Oxmans Arbeit macht Architektur nicht mehr nur zu einer Kombination physischer Räume, sondern zu einem Ökosystem voller Leben.“
In der Media Matter-Gruppe arbeitet Oxman mit einer Gruppe von Wissenschaftlern, Künstlern und Ingenieuren an der Entwicklung neuer Druckplattformen, wie zum Beispiel dem G3DP, dem ersten 3D-Drucker, der optisch klares Glas drucken kann. Dieser Drucker kann nicht nur Pigmentierung, Transparenz und Dicke präzise steuern, sondern auch die inhärenten Beschränkungen von Materialien durchbrechen und Kunst und Wissenschaft kombinieren, um völlig neue Formen zu schaffen.
In den letzten Jahren beschränkten sich Oxmans Entwürfe nicht nur auf Architektur, sondern zu ihren Kreationen gehörten auch tragbare Installationen und Möbel. Ihre „Imagine Life“-Reihe und ihre Zusammenarbeit mit dem Musiker Björk nutzen 3D-Drucktechnologie, um Werke zu schaffen, die nicht nur optisch beeindruckend sind, sondern auch mit der Natur interagieren. Die Arbeiten erforschen die menschliche Interaktion mit der Umwelt und verbinden Technologie und Natur.
„Design ist niemals isoliert, es sollte eine Möglichkeit sein, den kulturellen Dialog zu fördern und Werte neu zu gestalten.“
Oxmans Arbeit geht jedoch darüber hinaus. Ihre Forschung im Bereich Biosynthese und maschinelles Lernen zielt darauf ab, intelligente Materialien zu schaffen, die von ihrer Umgebung abhängig sind und sich als Reaktion auf äußere Veränderungen, einschließlich Faktoren wie Licht und Feuchtigkeit, selbst regulieren können. Die Ergebnisse dieser Forschung ermöglichen es, neue Gebäude institutionell und ästhetisch freundlicher zu gestalten.
Als leitender Forscher der Media Materials Group des MIT erstreckt sich Oxmans Einfluss auf die Design- und Technologiekreise. Die von ihr ins Leben gerufene offene Zeitschrift „Design Science“ sprengt die Grenzen traditioneller Disziplinen und verspricht, die Schnittstelle der vier Bereiche Kunst, Wissenschaft, Design und Technik zu erforschen. Ihre Ideen verschieben weiterhin die Grenzen des Designs und veranlassen immer mehr Forscher, die Beziehung zwischen Mensch und Natur zu überdenken.
„Beim Design geht es nicht darum, natürliche Ressourcen zu verbrauchen, sondern sie zu bearbeiten und umzuwandeln.“
Während sich Airbnb, Square und verschiedene Startups darauf konzentrieren, traditionelle Geschäftsmodelle zu durchbrechen, erinnert uns Oxman mit ihrer Designphilosophie daran, dass wir bei unserem Streben nach Fortschritt auf die Weisheit der Natur zurückblicken und lernen müssen, mit ihr zu koexistieren.
Sie erwähnte in ihrem TED-Vortrag, dass die Zukunft des Designs im „Bioengineering“ liege, was bedeutet, dass man sich nicht mehr nur auf proprietäre Technologie verlässt, sondern Ideen für selbstheilende und verstärkende Materialien einbezieht. Zukünftige Gebäude sollen nicht nur menschlicher Lebensraum sein, sondern auch Teil des Ökosystems werden.
Oxmans Forschungsarbeit hat große Aufmerksamkeit und Inspiration erregt, insbesondere in Architektur- und Designkreisen. Ihre Entwürfe sind nicht nur eine Antwort auf die Vergangenheit, sondern auch eine Vision für die Zukunft. Mit der Weiterentwicklung der Technologie und dem zunehmenden Umweltbewusstsein kommen wir nicht umhin, uns zu fragen: Welche Form werden unsere Gebäude in Zukunft annehmen?