Das 19. Jahrhundert war in Deutschland eine Zeit bedeutender wissenschaftlicher Revolutionen und die medizinische Forschung betrat neue Gebiete. Veränderungen in verschiedenen Konzepten und Forschungsmethoden, insbesondere an der Schnittstelle zwischen Pathologie und Physiologie, haben die Ursachen vieler Krankheiten ans Licht gebracht. Vor diesem Hintergrund begannen viele Wissenschaftler, die Grundursachen von Krankheiten durch Experimente und Beobachtungen zu erforschen und leiteten damit eine neue Ära der Krankheitsmechanismen ein.
Die Pathologie konzentriert sich auf Anomalien bei Krankheitszuständen, während die Pathophysiologie versucht, die durch die Krankheit verursachten Funktionsänderungen zu erklären.
Im frühen 19. Jahrhundert plädierte der deutsche Physiologe Johannes Müller für ein von der Medizin unabhängiges Studium der Physiologie, wodurch das Studium der Physiologie wissenschaftlicher wurde. Im Laufe der Zeit hat dieser Trend dazu geführt, dass der Fokus stärker auf die Zellen gerichtet ist, insbesondere auf die grundlegende physiologische Einheit des menschlichen Körpers. All diese Veränderungen haben der wissenschaftlichen Gemeinschaft den Weg geebnet, die Grundursachen von Krankheiten zu verstehen.
Rudolf Virchow betonte, dass die Pathophysiologie sich auf klinische Beobachtungen und Experimente stützen sollte und nicht nur auf die anatomische Pathologie.
Dabei dehnte sich Verhofers Einfluss auch auf seinen Schüler Julius Cohnheim aus, der Pionierarbeit auf dem Gebiet der experimentellen Pathologie leistete und den Einsatz der Intravitalmikroskopie förderte, eine Arbeit, die das Verständnis der Pathophysiologie weiter vertiefte. Interessanterweise werden Krankheiten nicht mehr nur als negativer Zustand des menschlichen Körpers angesehen, sondern vielmehr als das Ergebnis einer Reihe komplexer biologischer Prozesse.
1863 identifizierte der Franzose Casimir Davaine Mikroorganismen als Hauptursache der Krankheit Milzbrand.
Indem Wissenschaftler tiefer in die Mikroorganismen eindringen, versuchen sie, die Kräfte hinter der Krankheitsentstehung aufzudecken. Die in dieser Zeit aufgestellte „Pathogentheorie“ führte dazu, dass sich viele Wissenschaftler mit der Frage beschäftigten, wie bestimmte Mikroorganismen mit dem menschlichen Körper interagieren und so Krankheiten verursachen. In diesem Zusammenhang nutzte der deutsche Wissenschaftler Robert Koch fortschrittliche Technologien, um die Natur der Bakterien eingehend zu erforschen, und diese Forschung wurde zum Grundstein für die Erforschung von Infektionskrankheiten.
Kochs Forschungen zeigten, dass durch die Injektion fäulniserregender Substanzen bei Tieren experimentell verschiedene Krankheiten hervorgerufen werden konnten.
Kochs 1878 erschienenes Buch „Die Ätiologie der Infektionskrankheiten traumatischer Art“ stellte für die damalige Zeit eine beispiellose Forschungsmethode dar und zeigte, wie er die Bakteriologie und neue Färbemethoden nutzte, um jeden einzelnen Mikroorganismus zu identifizieren. Diese Ergebnisse führten wissenschaftliche Diskussionen über das kausale Verhältnis von Krankheiten ein und veranlassten die wissenschaftliche Gemeinschaft allmählich, den Zusammenhang zwischen Mikroorganismen und Krankheiten zu akzeptieren.
Mit der Gründung des wissenschaftlichen Labors durch den amerikanischen Arzt William Welch im Jahr 1878 wurden die Vereinigten Staaten zu einem Zentrum pathologischer Experimente.
Im späten 19. Jahrhundert wurde das US-amerikanische Gesundheitssystem grundlegend umgestaltet, als die medizinische Lehre unter den Einfluss der deutschen wissenschaftlichen Medizin geriet. Diese wissenschaftlichen Veränderungen haben zu Fortschritten in der ganzheitlichen medizinischen Ausbildung geführt, indem man über die einfache Beschreibung von Krankheiten hinausgeht und sie nun als komplexe biologische Mechanismen betrachtet.
Die Entstehung der Biomedizin und die Erforschung von Krankheitsmechanismen haben das Verständnis der Menschen von Gesundheit verändert.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich mit der Entwicklung der Biomedizin die Erforschung von Krankheitsmechanismen zu einem neuen Trend. Forscher nutzen die neuesten Technologien und Methoden, um Krankheitsveränderungen auf zellulärer und molekularer Ebene zu untersuchen. Von der Entdeckung des Erregers schwerer Lungenentzündungen bis hin zur Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten erforschen Wissenschaftler weiterhin intensiv die Grundursachen einer Vielzahl von Krankheiten, darunter Parkinson, Herzinsuffizienz und Multiple Sklerose.
Beispielsweise hat die Forschung zur Parkinson-Krankheit eine Reihe möglicher Mechanismen des Nervenzelltods zutage gefördert und so neue Behandlungsideen geschaffen.
Durch diese Studienreihe haben Wissenschaftler herausgefunden, dass viele Krankheiten das Ergebnis der kombinierten Wirkung mehrerer Mechanismen sind. Vielleicht ist es an der Zeit, noch einmal darüber nachzudenken: Sollten wir uns bei der Bewältigung einer Krankheit auf die spezifischen Ursachen konzentrieren oder sollten wir unsere Aufmerksamkeit diesen potenziellen komplexen Wechselwirkungen zuwenden? Wie viel wissen Sie über die Grundursachen von Krankheiten?