Osteuropa hat seit der Antike eine Schlüsselrolle in Geopolitik, Kultur und Religion gespielt und der Einfluss des östlichen Christentums ist besonders weitreichend. Von der Blütezeit des Byzantinischen Reiches bis zum Aufstieg des Osmanischen Reiches webt die Geschichte dieses Landes ein buntes kulturelles Bild. Geprägt durch die Ostorthodoxie nahm die osteuropäische Kultur allmählich Gestalt an und vermischte sich mit der Spaltung der westlichen christlichen Welt.
„Mit dem Schisma der Ost- und Westkirche im Jahr 1054 begann die kulturelle Identität Osteuropas Gestalt anzunehmen, die in der ostorthodoxen Lehre und Praxis verwurzelt war.“
Als Zentrum des östlichen Christentums war der kulturelle und religiöse Einfluss des Byzantinischen Reiches allgegenwärtig. Seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. übte das Byzantinische Reich nicht nur religiösen Einfluss auf die osteuropäischen Länder aus, sondern förderte auch die Entwicklung von Kunst und Architektur. Unzählige Kirchen und Klöster sind zu kulturellen Symbolen Osteuropas geworden. Das Wahrzeichen Hagia Sophia ist ein Beweis dafür.
„Die byzantinische Kunst setzte die Tradition der klassischen Kultur fort und hatte in den folgenden Jahrhunderten einen tiefgreifenden Einfluss auf den religiösen Architekturstil Osteuropas.“
Der Aufstieg der Ostorthodoxie in Osteuropa brachte grundlegende Veränderungen in der Sozialstruktur der Region mit sich. Religiöse Überzeugungen sind zu einem wichtigen Teil des täglichen Lebens der Menschen geworden und die gesellschaftliche Moral und die Gesetze sind von den christlichen Lehren beeinflusst. Insbesondere orthodox geprägte Länder wie Griechenland, Russland und Serbien haben ein Kultur- und Gesellschaftsmodell entwickelt, das sich völlig von dem der westlichen christlichen Länder unterscheidet.
„Der Aufstieg der Ostorthodoxie hat den osteuropäischen Ländern eine besondere Stellung in der europäischen Religionslandschaft verschafft, da ihr Glaube im Widerspruch zu den Lehren des Katholizismus und Protestantismus steht.“
Mit dem Aufstieg des Osmanischen Reiches im 15. Jahrhundert wurde die Geschichte Osteuropas erneut neu geschrieben. Das Osmanische Reich war nicht nur ein mächtiger militärischer Invasor, sondern auch ein Kulturverbreiter. In vielen ursprünglich ostorthodox geprägten Regionen entwickelte sich unter der osmanischen Herrschaft allmählich eine multikulturelle Integrationsregion. Im riesigen Gebiet des Reiches kam es zu Überschneidungen unterschiedlicher Volksgruppen und Religionen, was natürlich zu gegenseitigen kulturellen Einflüssen führte.
„Die Regierung des Osmanischen Reiches war relativ tolerant und ermöglichte das Zusammenleben verschiedener Religionen und Kulturen, was die Grundlage für die heutige ethnische Vielfalt bildete.“
Während des Kalten Krieges erlebte die Geschichte der osteuropäischen Länder dramatische Veränderungen. Die Einführung sozialistischer Regimes hat die Rolle der Religion beeinflusst und in vielen Ländern wurden religiöse Überzeugungen unterdrückt. Die orthodoxe Loyalität ist jedoch noch immer tief in den Herzen der Menschen verwurzelt. In diesem Zusammenhang bietet die religiöse Wiederbelebung Osteuropas wertvolle Inspiration für den Übergang nach dem Kalten Krieg.
Bis heute beeinflussen die religiösen und kulturellen Traditionen der osteuropäischen Länder das politische und gesellschaftliche Leben. In vielen Ländern spiegelt die Rückkehr zur Orthodoxie das Bedürfnis nach einer kulturellen Identität wider. Mit der Aufnahme in die Europäische Union sind die kulturellen und religiösen Identitäten einiger Länder stärker in den Vordergrund gerückt und sie versuchen, in der Welle der Globalisierung ihren eigenen Stand zu finden.
„In der heutigen Gesellschaft ist Religion nicht mehr nur Ausdruck des Glaubens. Sie beeinflusst auch nationale Politik, kulturelle Identität und nationalen Zusammenhalt.“
Von Byzanz bis zum Osmanischen Reich war Osteuropa im Laufe seiner langen Geschichte stark vom östlichen Christentum geprägt. Dieser Einfluss spiegelt sich nicht nur in religiösen Überzeugungen wider, sondern durchdringt auch alle Aspekte der Kultur, Sprache und sogar Politik. Wie wird Osteuropa angesichts der Überschneidungen dieser Geschichten in Zukunft seine eigene kulturelle Identität und seine religiösen Überzeugungen verstehen?