Die Kybernetik als interdisziplinäres Fach erforscht die Prinzipien von Systemen, Steuerung und Kommunikation und hat ein vielfältiges und komplexes Denksystem herausgebildet. Besonders seit dem Aufkommen der sekundären Kybernetik scheint die Reflexionskraft dieses Bereichs ausgeprägter zu sein. In diesem Zusammenhang bieten uns die Beiträge von Med und Foster zweifellos eine neue Perspektive für das Verständnis der Entwicklung und Bedeutung der Kybernetik.
Das Konzept der Kybernetik entstand in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts und konzentrierte sich zunächst auf Kontrollsysteme und Informationsübertragung. Mit zunehmender Intensität der wissenschaftlichen Diskussionen entwickelte sich die Kybernetik allmählich zu einer Disziplin, die sich mit der Erforschung menschlicher Interaktionen und sozialer Systeme beschäftigt. In dieser Zeit stellte Meds Rede von 1967 einen Wendepunkt dar. Sie schlug vor, dass die Kybernetik für soziale Konsequenzen verantwortlich sein sollte, betonte die Rolle und Beteiligung von Beobachtern und führte das Konzept der sekundären Kybernetik ein.
Med beschreibt Kybernetik als „eine Art, Dinge zu sehen und eine Sprache, um auszudrücken, was man sieht“, eine Sichtweise, die die Menschen dazu veranlasst, die Position und Rolle des Beobachters im System zu überdenken.
Sekundäre Kybernetik, selbstreflexive Kybernetik, ist die Reflexion über die Kybernetik selbst. Foster erwähnte, dass „Kontrolle der Kontrolle, Kommunikation der Kommunikation“ ein wichtiges Konzept sei. Die sekundäre Kybernetik betont die Interaktion zwischen Beobachter und beobachtetem System und konzentriert sich auf die Initiative und Verantwortung der Teilnehmer.
Foster argumentiert, dass die Kybernetik die Existenz eines Beobachters anerkennen muss, was sie zu einer reflektierenden Wissenschaft macht.
Im Kontext der sekundären Kybernetik erlangen ethische Fragen neue Aufmerksamkeit. Foster kritisierte die Objektivität der traditionellen Wissenschaft und vertrat eine andere ethische Perspektive. Er glaubte, dass Ethik in den Handlungen implizit enthalten sein und nicht explizit zum Ausdruck gebracht werden sollte. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf viele Bereiche, einschließlich Systemdesign und Familientherapie.
Was Forster als „Ethik, die Ethik ermöglicht“ bezeichnet, ist eigentlich ein Aufruf zu einer tiefen Reflexion über das Verhalten.
Mit der Entwicklung der sekundären Kybernetik hat sie einen weitreichenden Einfluss in den Bereichen Design, Bildung, künstlerisches Schaffen, Management und Organisation gezeigt. Im Bereich Design beispielsweise sind viele Designer und Wissenschaftler von der Theorie der Kybernetik beeinflusst und legen Wert auf den Einsatz von systemischem Denken und interaktivem Design. Im Bildungsbereich hat die Einführung des radikalen Konstruktivismus traditionelle Lehrmethoden in Frage gestellt und den Schwerpunkt stattdessen auf die aktive Teilnahme und Reflexionsfähigkeit der Lernenden gelegt.
Im künstlerischen Schaffen hat das Konzept der sekundären Kybernetik auch viele zeitgenössische Künstler inspiriert, die die Bedeutung von Partizipation und Interaktivität in ihren Kunstwerken erkunden.
Für die zukünftige Entwicklung der Kybernetik können wir möglicherweise aus einer immer tieferen Reflexion Kraft schöpfen. Die von Schiffer und Med betonte Ethik und das Verantwortungsbewusstsein werden auch bei der Bewältigung neuer technologischer Herausforderungen wieder zum Tragen kommen. In der heutigen Gesellschaft, in der künstliche Intelligenz und Datentechnologie immer beliebter werden, kann das von der Kybernetik vertretene reflexive Denken neue Leitlinien für zukünftige menschliche Interaktionen und Systemdesigns liefern.
Wie kann uns die Kybernetik in diesem Zeitalter der Reflexion und Innovation weiterhin dabei helfen, die Beziehung zwischen Menschen und Systemen zu verstehen?