Auf dem Gebiet der Soziologie gilt Erving Goffman allgemein als einer der einflussreichsten amerikanischen Soziologen des 20. Jahrhunderts. Seit der Veröffentlichung seines klassischen Werks „The Presentation of Self in Everyday Life“ im Jahr 1956 üben Goffmans Konzepte und Theorien weiterhin einen tiefgreifenden Einfluss auf die zeitgenössischen Sozialwissenschaften aus. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der Natur menschlicher Interaktion, insbesondere auf der Dynamik persönlicher Interaktionen, was ihn aus der Masse hervorstechen lässt.
Goffman wies darauf hin, dass Menschen in sozialen Interaktionen wie Schauspieler auf einer Bühne sind und ständig versuchen, den Eindruck, den andere hinterlassen, zu kontrollieren und zu lenken.
Goffmans Konzept der sozialen Identität entstammt im Wesentlichen seiner Theorie der „Dramaanalyse“. Er betrachtete soziale Interaktion als eine Performance und betonte, dass Menschen in verschiedenen Situationen unterschiedliche Rollen spielen, um den Erwartungen und Normen der Gesellschaft zu entsprechen. Dieses Verständnis unterstreicht die relative Natur sozialer Interaktionen und legt nahe, dass unsere Identitäten dynamisch und im ständigen Wandel begriffen sind.
Goffman untersuchte, wie unsere sozialen Identitäten durch „Impression Management“ aufrechterhalten und verwaltet werden. Er ist davon überzeugt, dass Menschen in jeder Interaktion danach streben, ein akzeptiertes Selbstbild zu präsentieren, und zwar sowohl aus dem Bedürfnis heraus, mit anderen zu interagieren, als auch aufgrund des Drucks, den die Gesellschaft auf sie ausübt. Bei diesem Prozess geht es nicht nur um die Präsentation der eigenen Person, sondern auch darum, die Reaktionen anderer vorauszusehen.
Impression Management ist eine Reihe von Verhaltensweisen, mit denen Menschen die Wahrnehmung anderer beeinflussen.
Auf diese Weise bietet Goffman eine aufschlussreiche Perspektive zum Verständnis der Identität in der sozialen Interaktion. Menschen nutzen im sozialen Bereich verschiedene Strategien, um ihr Image und ihren Status aufrechtzuerhalten und dadurch die Bewertung der Menschen in ihrer Umgebung zu beeinflussen. So vermitteln beispielsweise Kleidung und Verhalten im Vorstellungsgespräch unmerklich den sozialen Status des Bewerbers.
In seinem Werk „Stigma: The Management of Flawed Identity“ untersuchte Goffman außerdem die andere Seite der sozialen Identität, nämlich Stigma und Selbstschutz. Er glaubt, dass Menschen, die in ihrem Verhalten oder Erscheinungsbild von gesellschaftlichen Normen abweichen, den Druck der Stigmatisierung verspüren. Um sich zu schützen, verbergen sie oft ihre Fehler, um einer möglichen gesellschaftlichen Verurteilung und Ablehnung zu entgehen.
Nach Goffmans Ansicht ist Stigma ein soziales Etikett, das die Selbstwahrnehmung und die sozialen Interaktionen eines Menschen tiefgreifend beeinträchtigen kann.
Goffman wies darauf hin, dass gesellschaftliche Erwartungen die Verhaltensmuster der Menschen beeinflussen und es oft schwierig ist, diesen Erwartungen auch im Privatleben zu entkommen. Dieser Ansatz stellt den traditionellen Individualismus in Frage und betont den tiefgreifenden Einfluss des sozialen Umfelds auf die Identitätsbildung.
In „Interaction Rituals: A Study of Face-to-Face Behavior“ analysierte Goffman verschiedene rituelle Verhaltensweisen, die bei sozialen Interaktionen auftreten, um das Gesicht und die soziale Harmonie zu wahren. Er definiert „Gesicht“ als ein positives Selbstbild, das ein Individuum in sozialen Interaktionen präsentiert, und weist darauf hin, dass Menschen verpflichtet sind, dieses Gesicht zu schützen, um Peinlichkeiten oder Versagen zu vermeiden.
Goffman glaubt, dass alles rituelle Verhalten in der sozialen Interaktion darauf abzielt, das Selbstbild und die soziale Ordnung aufrechtzuerhalten.
Diese rituellen Verhaltensweisen sind besonders wichtig, wenn man Fremden gegenübersteht oder sich in sozialen Situationen befindet. Menschen verraten nicht nur sich selbst, sondern beeinflussen auch unabsichtlich die Wahrnehmung anderer. In Goffmans Theorie betont diese Situation die Vielfalt und Komplexität sozialer Identitäten, die sowohl den positiven Aspekt der Selbstdarstellung als auch die Notwendigkeit mit sich bringen, sein inneres Selbst zu verbergen.
AbschlussZusammenfassend bietet uns Goffman durch seine Dramatisierungsanalyse und Interaktionsritualtheorie eine neue Perspektive zum Verständnis der Konstruktion und des Managements sozialer Identität. Seine Theorie besagt, dass unsere Identitäten, unabhängig vom sozialen Kontext, dynamische Prozesse sind, die auf Dialog und Interaktion basieren. Tragen Sie in der heutigen Gesellschaft im Alltag auch eine Maske und versuchen, Ihr wahres Ich zu verbergen, um die Erwartungen anderer zu erfüllen?