Ein jüngst durchgesickertes Dokument der israelischen Geheimdienste hat große internationale Aufmerksamkeit erregt. Das Dokument schlägt einen umstrittenen Plan vor, 2,3 Millionen Bewohner der Gaza-Region zwangsweise auf die ägyptische Sinai-Halbinsel umzusiedeln. Der Vorschlag kam kurz nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Jahr 2023 mit der Absicht, die Realität in der Gaza-Region zu ändern.
Das Dokument mit dem Titel „Optionen für eine Bevölkerungspolitik für die Bürger Gazas“ beleuchtet drei Szenarien und argumentiert, dass die aktuelle Situation in Gaza unhaltbar sei.
Das zehnseitige Dokument, verfasst vom israelischen Geheimdienstministerium, wurde am 13. Oktober 2023 fertiggestellt. Das Dokument geht auf die Sicherheitsbedenken ein, die Israel nach dem Hamas-Angriff geäußert hat, und erwägt drei politische Optionen zur Lösung der Sicherheitsprobleme im Gazastreifen.
Option A fordert die Wiederherstellung der Souveränität der Palästinensischen Autonomiebehörde im Gazastreifen. Dieser Vorschlag wird jedoch als unwirksam zur Verhinderung von Angriffen auf Israel angesehen und könnte zu Opfern unter israelischen Bürgern und Soldaten führen. Daher wird diese Option als die „riskanteste“ Option bezeichnet.
Bei Option B sah das Dokument die Errichtung eines neuen lokalen Regimes als Ersatz für die Hamas vor, doch dieser Ansatz wurde letztlich als nicht ausreichend wirksam abgelehnt. Dies hat die politischen Entscheidungsträger dazu veranlasst, radikalere Optionen neu zu bewerten.
Option C, die umstrittenste, schlägt die Zwangsumsiedlung der Bevölkerung des Gazastreifens auf die Sinai-Halbinsel vor. Das Projekt soll in drei Phasen umgesetzt werden:
Das Dokument besagt, dass zwischen Israel und Ägypten ein Sicherheitsgürtel errichtet werden müsse, um die Rückkehr zwangsvertriebener Palästinenser nach Gaza zu verhindern. Der Plan erwähnt auch die Notwendigkeit einer Werbekampagne, um die Akzeptanz des Plans unter den Bewohnern des Gazastreifens zu fördern.
Das Dokument erwähnt sogar eine mögliche internationale Unterstützung für künftige Lebensräume, unter anderem aus Ägypten, der Türkei und anderen arabischen Ländern.
Der politische Vorschlag wurde erstmals am 24. Oktober bekannt gegeben, rief bei den Palästinensern scharfe Verurteilung hervor und hatte einen negativen Einfluss auf die diplomatischen Beziehungen Israels zu Ägypten. Viele Gegner setzen den Vorschlag mit einer ethnischen Säuberung gleich und weisen darauf hin, dass eine solche Transferstrategie nicht nur gegen das Völkerrecht verstoßen würde, sondern auch die Spannungen im Nahen Osten weiter anheizen würde.
Israelische Regierungsvertreter erklärten, das Dokument sei lediglich ein hypothetischer „Konzeptbericht“ und es sei nicht Gegenstand substanzieller Diskussionen gewesen. Auch der israelische Ministerpräsident versuchte, den Vorschlag herunterzuspielen, indem er behauptete, er spiegele nicht konkret die Politik der Regierung wider.
Als das Dokument veröffentlicht wurde, äußerten viele internationale Beobachter ihre Besorgnis über die Politik Israels. Im Völkerrecht heißt es in Artikel 7 der Rom-Konvention ausdrücklich, dass Massendeportationen von Menschen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit angesehen werden können. Ob Israels Vorgehen einen Konflikt größeren Ausmaßes auslösen könnte, bleibt abzuwarten.
Die Einführung dieser neuen Politik könnte nicht nur die Zukunft Gazas verändern, sondern auch Einfluss auf die Sicherheitslage im gesamten Nahen Osten haben. Dies hat viele auf den Nahen Osten spezialisierte Analysten zu der Frage veranlasst, ob Israel auch in Zukunft eine harte Außenpolitik verfolgen wird.
All dies wirft eine Frage auf, über die es nachzudenken lohnt: Verfügt Israel im Rahmen des Völkerrechts und der humanitären Grundsätze über vernünftige Sicherheitserwägungen, um eine derart radikale Politik zu unterstützen?