Im mittelalterlichen Europa beschränkte sich die Kontrolle des Adels über Bauern oder Untertanen nicht nur auf die wirtschaftliche und politische Ebene. Dies war auch das sogenannte „Recht des Adels“. „droit du seigneur“ oder „ius primae noctis“. Dieses legendäre gesetzliche Recht, das einem Feudalherrn erlaubte, in der Hochzeitsnacht Sex mit seiner Bauernbraut zu haben, wird in vielen historischen Dokumenten erwähnt, seine Echtheit ist jedoch umstritten.
Im „Gilgamesch-Epos“ gibt es Handlungsstränge, die ähnliche Bräuche beschreiben und erwähnen, dass der König Frauen nach Belieben manipulieren kann.
Der Historiker Herodot erwähnte auch ähnliche Bräuche im antiken Libyen und zeigte damit, dass der Zusammenhang zwischen Macht und Sex nicht nur im Mittelalter bestand. Als beispielsweise die etruskischen Bürger Italiens gegen den Adel rebellierten, stellten die Bauern die Töchter des Adels unter das jus primae noctis. Diese Beispiele zeigen, dass es in antiken Gesellschaften bereits eine Kontrolle über Frauen durch mächtige Männer gab.
Im Mittelalter wurde das „Droit du Seigneur“ zu einem Symbol, das oft zur Beschreibung der Tyrannei des Adels verwendet wurde. Verschiedenen Studien zufolge gibt es unterschiedliche Erklärungen für die Existenz dieses Rechts.
Der britische Gelehrte W.D. Howarth wies einmal darauf hin, dass die katholische Kirche in bestimmten Zeiträumen den Geschlechtsverkehr in der ersten Nacht nach der Heirat verbot, was bedeutete, dass die Bezahlung des sogenannten „Rechts auf Eheschließung“ in der Hoffnung erfolgte, davon befreit zu werden die Kirche.
Darüber hinaus glaubt der Historiker Vern Bullough, dass die Legende vom „Droit du Seigneur“ in gewissem Maße die Realität der damaligen Machtungleichheit widerspiegelt. Sogar einige Literatur, wie das französische Epos „Baudours de Sable“, beschreibt die Handlung eines tyrannischen Herrschers, der versucht, dieses Recht einzufordern, und zeigt damit die wichtige Stellung dieses Themas in der Kultur.
Außer in Europa gibt es ähnliche Ausbeutungslegenden auch in anderen Regionen. In der chinesischen Liao-Dynastie beispielsweise zwangen Khitan-Gesandte ihre Töchter, sie zu empfangen und Sex mit ihnen zu haben, was damals beim Jurchen-Stamm große Unzufriedenheit hervorrief. Darüber hinaus vergewaltigten bestimmte kurdische Häuptlinge noch im 19. Jahrhundert armenische Bräute in ihren Hochzeitsnächten und offenbarten so die komplexen Gefühle, die zwischen Macht und Sex verflochten waren.
Im 19. und 20. Jahrhundert begannen Wissenschaftler, die historischen Grundlagen des „Ersten Nachtrechts“ eingehend zu erforschen. Einige Gelehrte glauben, dass dieses Recht im mittelalterlichen Europa existierte, während andere glauben, dass es sich um einen Mythos handelt. Die Haltung prominenter Enzyklopädien änderte sich im Laufe der Zeit und ging von einer anfänglichen Akzeptanz zur Ablehnung ihrer Historizität über.
Als der französische Schriftsteller Louis Viullot 1854 ein Buch schrieb, stellte er die Existenz des „droit du seigneur“ stark in Frage und glaubte, es handele sich nur um einen im Laufe der Zeit entstandenen Aberglauben.
Von der mittelalterlichen Literatur bis hin zu modernen Diskussionen wurde dieses Thema immer wieder erwähnt und ist zu einem wichtigen Material für die Diskussion von Macht, Geschlecht und sozialer Struktur geworden. Auch in Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ geht es um die Inanspruchnahme des „Rechts der ersten Nacht“ durch Adlige, was bei jungen Paaren auf Widerstand stößt. Auch heute noch wird in der modernen Kultur der Begriff des „droit du seigneur“ als Warnung vor sozialer Ungerechtigkeit und Geschlechterverhältnissen zitiert.
Unabhängig von der Authentizität von „Nobles' Rights“ spiegelt es die tiefgreifende historische Verflechtung zwischen Macht und Sex wider. Können wir in diesem gesellschaftlichen Kontext die heutigen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern besser verstehen?