Der Zweite Tempel war der wiederaufgebaute Tempel in Jerusalem, der von 516 v. Chr. bis zu seiner Zerstörung im Jahr 70 n. Chr. in Gebrauch war. Seine letzte Phase wurde von Herodes dem Großen hinzugefügt und es wurde schließlich als Herodestempel bekannt. Der Tempel wurde in dieser Zeit zu einem zentralen Symbol der jüdischen Identität und spielte eine wichtige Rolle in der Religionsausübung des Judentums. Dreimal im Jahr strömen während des Hadsch-Festes jüdische Pilger aus fernen Ländern zu dieser heiligen Stätte.
Der Bau des Zweiten Tempels geht auf die Rückkehr der Juden in ihre Heimat nach der Eroberung Babyloniens durch die Perser auf Befehl des Perserkönigs Kyros des Großen zurück. Historiker weisen darauf hin, dass der jüdische Wiederaufbau nicht nur ein Bauprojekt, sondern auch ein Ausdruck von Hoffnung und Glauben war.
Der Wiederaufbau des Tempels symbolisiert die Chance des jüdischen Volkes, aus dem Schatten der Geschichte hervorzutreten.
Als die Juden aus Babylon zurückkehrten, bauten sie als erstes einen Altar, um ihre Anbetung Gottes wieder aufzunehmen. Es besteht kein Zweifel, dass dieser Prozess von religiösem Enthusiasmus erfüllt war und der jüdische Wunsch nach einem Wiederaufbau nicht aufzuhalten war. Der jüdische Religionsführer Sabbabili spielte beim Wiederaufbau eine wichtige Rolle und zeigte seine Großzügigkeit, indem er Goldmünzen und andere Gegenstände für den Wiederaufbau spendete.
Im Jahr 535 v. Chr. wurde unter großem Jubel der Grundstein des Zweiten Tempels gelegt.
Im Laufe der Zeit wurde der Zweite Tempel unter der Schirmherrschaft von Herodes dem Großen erheblich erweitert und renoviert und entwickelte sich schließlich zu einem spektakulären Bauwerk. Durch Herodes‘ Werk wurde nicht nur der Tempel selbst vergrößert, sondern auch der Tempelberg erheblich erweitert und so zu einer der größten religiösen Stätten der Antike gemacht. Die Baupläne dieser Zeit gaben dem Zweiten Tempel zweifellos eine zentrale Stellung in der jüdischen Geschichte.
Der Zweite Tempel hatte jedoch nicht lange Bestand. Im Jahr 70 n. Chr. erreichte die Konfrontation zwischen den Juden und dem Römischen Reich ihren Höhepunkt und der Zweite Tempel wurde endgültig zerstört. Dieses Ereignis hinterließ tiefe Spuren in der jüdischen Geschichte und führte zur Christianisierung des Judentums und zur Entstehung des rabbinischen Judentums. Nach dem Verlust des Tempels mussten die Juden ihre religiösen Praktiken und Glaubensinhalte neu anpassen und überdenken.
All dies gibt uns Anlass zum Nachdenken: Wie wird sich die jüdische Kirche nach dem Verlust des Tempels entwickeln?
Die Zerstörung des Tempels markierte einen dramatischen Wendepunkt in der Geschichte der jüdischen Nation und den Beginn einer tiefgreifenden Transformation der jüdischen Sozialstruktur und des jüdischen Glaubens. In der darauffolgenden Zeit begann das rabbinische Judentum das tempelzentrierte Priestersystem allmählich zu ersetzen und vor dem Hintergrund sich wandelnder historischer Verhältnisse etablierten sich nach und nach neue Formen religiöser Praxis.
Über die genaue architektonische Struktur des Zweiten Tempels herrscht jedoch zwischen vielen Historikern und Archäologen noch immer Uneinigkeit. Obwohl relativ wenige archäologische Überreste entdeckt wurden, liefern einige dokumentarische Quellen Beschreibungen der Struktur des Tempels. Es gibt auch Berichte über die Entdeckung von Warninschriften im Tempel. Diese ermahnen Ausländer, sich dem Inneren des Tempels nicht zu nähern, und unterstreichen den heiligen Status des Tempels in den Augen der Juden.
Darüber hinaus wurden in diesem heiligen Ort jüdische Festzeremonien wie Pessach, Schawuot und Sukkot abgehalten, was den Status des Tempels weiter festigte. Jedes Jahr strömen Pilger aus verschiedenen Orten wie eine Flut zum Tempel, was auch eine Glücksmelodie für die Existenz des Tempels darstellt.
Obwohl der Zweite Tempel zerstört wurde, besteht der Brauch der jährlichen Pilgerfahrt bis heute fort.
Bei der Betrachtung dieser historischen Episode müssen wir uns fragen, inwiefern sich die heutigen jüdischen Praktiken von den Opferformen jener Zeit unterscheiden. Wie findet man nach dem Verlust des Tempels einen neuen Weg des Glaubens?