Zellfusion ist ein wichtiger zellulärer Prozess, bei dem sich mehrere Zellen mit einem einzigen Kern zu einer mehrkernigen Zelle namens Synzytium verbinden. Dieses Phänomen tritt während der Differenzierung von Myoblasten, Osteoklasten und Trophoblastzellen sowie während der Embryogenese und Morphogenese auf. Die Zellfusion ist ein entscheidender Schritt bei der Zellreifung und stellt sicher, dass Zellen während des Wachstums weiterhin ihre spezifischen Funktionen aufrechterhalten.
Im Jahr 1839 erweiterte Theodor Schwann in seinem Buch „Mikroskopische Untersuchungen“ die Theorie, dass das Leben aus Zellen besteht, und schlug vor, dass einzelne Zellen die Grundlage des Lebens bilden. Schwanns Beobachtung, dass die Zellwände und Hohlräume einiger Zellen miteinander verschmolzen, lieferte den ersten Hinweis darauf, dass Zellen verschmelzen könnten. Allerdings dauerte es bis in die 1960er Jahre, bis Zellbiologen erstmals Zellen gezielt fusionierten. Sie kombinierten isolierte Mauszellen und nutzten das Sendai-Virus, um die Fusion der Zellaußenmembranen zu induzieren.
Diese fusionierten Hybridzellen enthalten Chromosomen beider Fusionspartner und werden Synkaryonen genannt.
In den späten 1960er-Jahren gelang es Biologen, Zellen verschiedener Typen und Arten erfolgreich zu Hybriden namens Heterokaryen zu fusionieren, die zwei oder mehr getrennte Kerne besitzen. Die Arbeit wurde von Henry Harris von der Universität Oxford und Niels Ringetts vom Karolinska Institutet in Schweden geleitet. Sie weckten neues Interesse an der Zellfusion. Diese Hybridzellen ermöglichen Biologen ein tieferes Verständnis dafür, wie verschiedene Arten von Zytoplasma die Funktion verschiedener Kerntypen beeinflussen.
Zellfusion kann in zwei Kategorien unterteilt werden: homotypisch und heterotypisch. Eine homotypische Zellfusion liegt vor, wenn Zellen des gleichen Typs, etwa Osteoklasten oder Muskelfasern, miteinander verschmelzen. Wenn die Kerne zweier Zellen verschmelzen, entsteht eine synkaryotische Zelle. Die resultierenden heterokaryotischen Zellen können über viele Generationen hinweg reproduziert werden. Die heterotypische Zellfusion findet zwischen verschiedenen Zelltypen statt und führt zu synkaryotischen Zellen, beispielsweise die Fusion von aus dem Knochenmark stammenden Zellen (BMDCs) mit Zellen aus anderen Organen.
Zellbiologen und Biophysiker verwenden derzeit vier Hauptmethoden der Zellfusion. Zu diesen Methoden gehören Elektrofusion, Polyvinylalkohol-Lichtbogenzellfusion, Sendai-Virus-induzierte Fusion und die neu entwickelte optisch kontrollierte thermische Plasmafusion.
Die Elektrofusion gehört zu den innovativsten Technologien der modernen Biologie.
Der Prozess der Elektrofusion besteht darin, zwei Zellen durch Elektrophorese in Kontakt zu bringen und dann eine Impulsspannung anzulegen, um die Fusion der Zellmembranen zu fördern. Polyvinylalkohol ist hocheffizient, seine Toxizität ist jedoch relativ hoch und induziert die Fusion in verschiedenen Temperaturstufen, und auch der Fusionseffekt ist in jeder Phase unterschiedlich. Die neu entwickelte thermische Plasmatechnologie ermöglicht die Zellfusion unter unterschiedlichen Pufferbedingungen, was völlig neue Möglichkeiten für die Forschung bietet.
Da die Nachfrage nach Organ- und Gewebetransplantationen steigt, gewinnt die Zellfusion als mögliche Behandlung an Bedeutung. Biologen beginnen, die mögliche Rolle der Zellfusion bei der Reparatur von Gewebe nach einer Schädigung zu erforschen. Obwohl es viele Herausforderungen gibt, ist das therapeutische Potenzial der Zellfusion nicht zu unterschätzen, wenn diese überwunden werden können.
Bei Pflanzen ist die Häufigkeit der Zellfusion viel geringer als bei eukaryotischen Zellen, aber Pflanzenzellen haben auch ihre eigenen einzigartigen Arten der Fusion. Die Zellwände pflanzlicher Zellen werden dünner, bevor sie verschmelzen oder Brücken zwischen Zellen bilden, und ähnliche Phänomene treten sogar während der Gametenfusion auf.
Zellfusion ist auch in der Krebsforschung zu einem Schwerpunkt geworden. Die Fusion mehrerer verschiedener Zelltypen kann zu polyploiden Zellen führen, die aufgrund der unterschiedlichen Kombinationen von Genen, die sie tragen, instabil werden und zu Krankheiten führen können. Die Fusion von aus dem Knochenmark stammenden Zellen und bösartigen Tumorzellen verleiht diesen Krebszellen eine stärkere Ausbreitungsfähigkeit.
Bei Pilzen, Amöben und Bakterien nimmt die Zellfusion jeweils ihre eigene spezielle Form an. Beispielsweise ist im Sexualzyklus von Pilzen die Zellfusion (Plasmogamie) der Prozess der Verschmelzung des Zytoplasmas zweier Zellen.
Zellfusionstechnologie kann verwendet werden, um die Kontrolle der Zellteilung und Genexpression zu untersuchen, maligne Transformationen und virale Replikation zu erforschen und sogar monoklonale Antikörper herzustellen.
Insgesamt erweitert die Entwicklung der Sendai-Virus-Zell-Fusion nicht nur die Grenzen der Biologie, sondern wirft auch ein neues Licht auf das Potenzial von Medizin und Biotechnologie. Wird die Zellfusion als zunehmend wichtiger Bereich in Zukunft revolutionäre Veränderungen für die menschliche Gesundheit mit sich bringen?