Die Entwicklung der Weltliteratur: Warum stehen den Lesern von heute so viele unterschiedliche Werke zur Verfügung?

Der Begriff der Weltliteratur geht längst über die ursprünglich damit bezeichnete Nationalliteratur hinaus und umfasst die Gesamtheit der vielfältigen Werke, an denen sich die Leser heute erfreuen. In der Vergangenheit bezog sich der Begriff „Weltliteratur“ vor allem auf klassische Werke der westeuropäischen Literatur, doch mit der Zunahme des kulturellen Austauschs ist dieser Bereich zunehmend internationaler geworden. Heutzutage können Leser durch übersetzte Werke leichter auf die literarische Essenz verschiedener Kulturen zugreifen.

Die wahre Bedeutung der Weltliteratur liegt eher in der Verbreitung und Akzeptanz ihrer Werke als in der Sammlung einzelner Werke.

Wissenschaftler sind im Allgemeinen der Ansicht, dass ein Werk gerade aufgrund seiner Verbreitung während des Übersetzungsprozesses über sein Ursprungsland hinaus in die Weltliteratur gelangen kann. Der berühmte Gelehrte David Damrosch hat einmal darauf hingewiesen, dass „ein Werk durch einen zweifachen Prozess in die Weltliteratur gelangt: Erstens wird es als Literatur gelesen; zweitens gelangt es in eine größere Welt jenseits seiner Sprache und Kultur.“ Diese Ansicht betont Die Bedeutung und Wirkung literarischer Werke auf globaler Ebene.

Darüber hinaus betonte Venkat Mani auch, dass die Globalisierung der Literatur hauptsächlich durch den Informationstransfer vorangetrieben werde und dass dieser Prozess durch die Entwicklung der Printkultur beschleunigt worden sei. Er stellte fest, dass die Entstehung von Bibliotheken es Verlegern und Buchhändlern ermöglichte, Bücher zu günstigen Preisen zu drucken und zu verkaufen, und dass gebildete Bürger diese Werke erwerben und sie einem größeren Leserkreis zugänglich machen konnten.

Historischer Hintergrund

Johann Wolfgang Goethe führte den Begriff der Weltliteratur im frühen 19. Jahrhundert in mehreren Artikeln ein. Er sprach über die internationale Verbreitung und Rezeption europäischer Literaturwerke, einschließlich jener nicht-westlicher Herkunft. Er sagte voraus, dass die Weltliteratur in der Zukunft die Nationalliteratur ersetzen und zur wichtigsten Form literarischen Schaffens werden würde. Im Januar 1827 sagte er: „Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass die Poesie das gemeinsame Erbe der Menschheit ist und dass sie ihre Genialität in Hunderten von Individuen zu allen Zeiten und an allen Orten offenbart hat.“

„Nationalliteratur ist heute ein relativ bedeutungsloser Begriff; das Zeitalter der Weltliteratur naht, und jeder muss daran arbeiten, ihren Aufschwung zu fördern.“

Zeitgenössisches Verständnis

Mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts und der Entwicklung der Kulturwissenschaften hat sich auch der Umfang der Weltliteratur stark verändert. David Damrosch betrachtet in seinen Werken die Weltliteratur als einen Prozess der Zirkulation und Rezeption und nicht als eine einfache Sammlung von Werken. Sein Standpunkt betont, dass nur Werke als Weltliteratur bezeichnet werden können, die durch die Übersetzung aufblühen können.

Für die Erforschung der Weltliteratur schlug Franco Moretti die Methode des „Distant Reading“ vor, bei der der Schwerpunkt auf der Analyse groß angelegter Muster liegt, die sich aus Veröffentlichungsaufzeichnungen und nationalen Literaturgeschichten ergeben. Diese Perspektive steht im Gegensatz zum traditionellen Ansatz des genauen Lesens und zeigt, wie sich der Globalisierungstrend der Literatur aus einer Makroperspektive verstehen lässt.

„Nationale Einheit und engstirnige Ideen werden immer unmöglicher. Die Kombination mehrerer nationaler und lokaler Literaturen wird die Weltliteratur bilden.“

Zur heutigen Weltliteratur zählen nicht nur klassische Werke aus allen Epochen, sondern auch zeitgenössische Literatur, die für ein globales Publikum geschaffen wurde. Mit dem Ende des Kalten Krieges und der fortschreitenden Globalisierung der Wirtschaft hat sich die Globalisierung der Literatur erneut beschleunigt. Viele große Literaturanthologien, wie etwa die Norton Anthology of World Literature, reichten von westeuropäischen und nordamerikanischen Werken im Jahr 1956 bis zu einer erweiterten Ausgabe von 1995, die auch nicht-westliche Werke umfasst, und demonstrierten damit die Aufgeschlossenheit der literaturwissenschaftlichen Gemeinschaft gegenüber der Weltliteratur.

Der Umfang und die Definition der Weltliteratur sind noch immer Gegenstand laufender Diskussionen und verschiedene Wissenschaftler vertreten unterschiedliche Ansichten. Einige Wissenschaftler argumentieren, dass der Prozess der Übersetzung oft den sprachlichen Reichtum des Originalwerks und die politische Macht, die es in seiner ursprünglichen Kultur gehabt haben mag, auslöscht; andere argumentieren, dass selbst im Rahmen der Weltliteratur die Originalsprache des Werks und seine Hintergrund sollte weiterhin besondere Aufmerksamkeit erhalten.

All dies ist eng mit den aufkommenden Kulturstudien und dem Kontext der Globalisierung verbunden, während die Vielfalt der Geographie, Sprache und Kultur uns dazu veranlasst, die globale Literatur weiter zu erforschen und gleichzeitig die von verschiedenen literarischen Formen vermittelten Bedeutungen neu zu untersuchen. Wie sollen Leser also angesichts einer so vielfältigen globalen Literatur die neuen Ideen und Herausforderungen, die diese Werke mit sich bringen, verstehen und darauf reagieren?

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