Angesichts der raschen Veränderungen im globalen Wirtschaftsumfeld stehen Entwicklungsländer vor beispiellosen Herausforderungen und Chancen. Insbesondere im Hinblick auf die Industrialisierung müssen diese Länder nicht nur Infrastrukturdefizite überwinden, sondern auch bei technologischer Innovation und Ressourcenallokation aufholen, um das neunte Ziel der Ziele für nachhaltige Entwicklung, nämlich „Industrie, Innovation und Infrastruktur“, zu erreichen. Die Verwirklichung dieses Ziels ist nicht nur auf finanzielle Mittel und Technologie angewiesen, sondern erfordert auch ausreichend politischen Willen und internationale Zusammenarbeit. Kann all dies ein Katalysator für den industriellen Aufstieg der Entwicklungsländer werden?
Laut dem Bericht der Vereinten Nationen besteht der Kern von SDG 9 darin, „die nachhaltige Industrialisierung und den Infrastrukturaufbau zu fördern“. Dieses Ziel umfasst insgesamt acht spezifische Indikatoren, von denen sich die ersten fünf auf die Erzielung von Ergebnissen konzentrieren: Dazu gehören der Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur, die Verbesserung der Zugänglichkeit von Finanzdienstleistungen und die Modernisierung bestehender Industrien.
„Die Fähigkeit der Menschheit, sich effektiv zu vernetzen und zu kommunizieren, die Effizienz des Transports und die Entwicklung neuer Technologien sind entscheidend für die Bewältigung der komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.“
Zuallererst muss der Infrastrukturbau in Entwicklungsländern dringend verbessert werden. Laut Ziel 9.1 muss vor allem eine „nachhaltige Infrastruktur von verlässlicher Qualität“ aufgebaut werden, einschließlich Transport und Energie, mit besonderem Augenmerk auf die Bevölkerung in ländlichen Gebieten. In vielen Entwicklungsländern mangelt es in ländlichen Gebieten noch immer an einer guten Verkehrsanbindung, was sich direkt auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt.
Darüber hinaus sollten Entwicklungsländer gemäß Ziel 9.2 eine inklusive und nachhaltige Industrialisierung energisch vorantreiben. Dazu gehört nicht nur die Erhöhung des Anteils des verarbeitenden Gewerbes am BIP, sondern auch die Schaffung von Arbeitsplätzen für mehr Menschen. Dem Bericht zufolge ist der aktuelle jährliche Anstieg des Produktionswerts in vielen der am wenigsten entwickelten Länder der Welt immer noch sehr langsam und es besteht eine erhebliche Lücke im Vergleich zur Struktur der entwickelten Länder.
„Das verarbeitende Gewerbe ist eine wichtige Beschäftigungsquelle, und Länder auf der ganzen Welt müssen ihr Entwicklungsniveau weiter verbessern.“
Neben der Branche selbst ist auch die Zugänglichkeit von Finanzdienstleistungen wichtig. Ziel 9.3 des SDG 9 soll die Finanzierungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen verbessern. Allerdings gibt es immer noch eine große Anzahl kleiner Unternehmen, die keine Kredite erhalten. Nach Angaben der Vereinten Nationen konnten nur 22 % der Kleinunternehmen in Subsahara-Afrika erfolgreich Kredite aufnehmen, was deutlich weniger ist als 48 % in Lateinamerika.
Ziel 9.4 betont die notwendige industrielle Transformation im Kontext der steigenden globalen Nachfrage nach grünen Technologien. Viele Entwicklungsländer haben die Möglichkeit, sich durch den Ausbau von Infrastruktur und Technologie an effizientere und umweltfreundlichere Produktionsmodelle anzupassen. Dies erfordert die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, insbesondere technische und wirtschaftliche Hilfe.
Eine solche Transformation erfordert solide wissenschaftliche Forschung als Grundlage. In Ziel 9.5 wird erwähnt, dass bei gleichzeitiger Verbesserung der wissenschaftlichen Forschung und der industriellen Technologiekapazitäten Innovationen gefördert und der Anteil des Forschungs- und Entwicklungspersonals erhöht werden sollten. Derzeit besteht jedoch eine deutliche Lücke in diesem Verhältnis zwischen Entwicklungs- und Industrieländern, insbesondere im Hinblick auf die F&E-Ausgaben.
SDG 9 erfordert in gewissem Umfang internationale Zusammenarbeit. Gemäß Ziel 9.a sollte die internationale Gemeinschaft die Entwicklungsländer verstärkt auf finanzieller, technischer und anderer Ebene unterstützen, um ihren nachhaltigen und widerstandsfähigen Infrastrukturaufbau zu fördern. Angesichts relativ knapper Ressourcen wird es jedoch eine große Herausforderung sein, ausländische Hilfe effektiv einzusetzen und zu nutzen.
Im Streben nach nachhaltiger Entwicklung müssen sich Entwicklungsländer ihren ganz eigenen Herausforderungen stellen: Vom Aufbau der Infrastruktur über technologische Innovationen bis hin zum Ausbau der Finanzierungskanäle müssen alle Aspekte gleichzeitig vorangetrieben werden. Wird die zukünftige Industrialisierung diesen Ländern neue Möglichkeiten bieten, und wie wahrscheinlich ist es, dass sie sich zu einem globalen Produktionszentrum entwickeln?