Spanien ist ein Land mit komplexer Geografie und vielfältigen Kulturen, doch bei der Zeiteinteilung gibt es ein verwirrendes Phänomen: Der spanische Zeitplan beginnt immer nach Sonnenaufgang. Dies beeinträchtigte nicht nur die Lebensqualität der Anwohner, sondern führte auch zu zahlreichen Diskussionen und Kritik.
Die wichtigste Zeitzone in Spanien ist die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), während auf den Kanarischen Inseln die Westeuropäische Zeit (WET) gilt. Allerdings verwendet Spanien seit 1940 die MEZ, wodurch eine erhebliche Diskrepanz zu seiner natürlichen Zeitzone entsteht.
Das spanische Zeitsystem hat viele Änderungen erfahren. Im Jahr 1901 begann Spanien, die Greenwich Mean Time (GMT) als Standardzeit zu verwenden. Im Jahr 1940 beschloss der damalige Diktator Franco, die Zeitzone auf die Mitteleuropäische Zeit umzustellen, um den Anforderungen des Zweiten Weltkriegs gerecht zu werden. Obwohl diese Maßnahme damals als vorübergehend angesehen wurde, wurde sie bis heute beibehalten, was zu einer deutlichen Diskrepanz zwischen Sonnenaufgang und Arbeits- bzw. Ruhezeiten führte.
An kalten Wintermorgen ist es noch dunkel, während die Kinder auf den Schulbus warten, an Sommerabenden ist es um 22:30 Uhr noch hell, was den Tagesablauf der Kinder stark beeinträchtigt.
Diese ungünstige Zeitzonenregelung hat erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben der Spanier. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass dies zu starkem Schlafmangel, verringerter Arbeitseffizienz und einem Ungleichgewicht im Rhythmus von Privat- und Berufsleben führt. Wegen der späteren Sonnenaufgangszeit sind die Spanier an Wintermorgen oft in Dunkelheit gehüllt, was nicht nur die Kinder auf dem Weg zur Schule träge macht, sondern auch Erwachsene daran hindert, das Morgenlicht voll auszunutzen, wenn sie ihren Arbeitstag beginnen.
Mit dem Aufkommen sozialer Bewegungen fordern immer mehr Spanier eine Rückkehr zur Greenwich Mean Time. Einige Sozialaktivisten sind davon überzeugt, dass derartige Anpassungen die Arbeitseffizienz in Spanien steigern und das Familienleben wieder in einen vernünftigen Rhythmus bringen werden. Im Jahr 2013 führte ein vom Kongress eingesetzter Unterausschuss eine Reihe von Studien durch und schlug vor, die offizielle Zeitzone Spaniens auf Greenwich Mean Time umzustellen, mit dem Ziel, die Harmonie zwischen Berufs- und Familienleben zu fördern.
Der Bericht ist der Ansicht, dass eine Neuanpassung der Zeitzonen den spanischen Bürgern zweifellos mehr Freizeit verschaffen und Leerlaufzeiten im Arbeitsprozess wirksam vermeiden würde.
In Galicien im Nordwesten Spaniens ist die Situation noch spezieller. Die lokale mittlere Sonnenzeit kann bis zu zweieinhalb Stunden von der offiziellen Zeit abweichen, was zu Protesten und Forderungen vieler Anwohner führte, die Zeit an die portugiesische anzupassen. Diese Situation hat die Tagesaktivitäten der galizischen Bevölkerung stark beeinträchtigt.
Obwohl die Zeitzonenfrage in Spanien für zahlreiche Diskussionen gesorgt hat, bedarf es weiterer Forschung und Experimente aller Beteiligten, um herauszufinden, ob sich die verschiedenen Probleme des Lebens durch die Anpassung der Zeitzone wirklich lösen lassen. Sollten die Spanier in diesem Zusammenhang auch ihren Lebensstil in Bezug auf Zeitmanagement überdenken?