In Moleküldynamiksimulationen und anderen Anwendungen der Molekülmechanik tauchen zunehmend implizite Solvatationsmethoden auf. Das Hauptmerkmal dieses Ansatzes besteht darin, dass das Lösungsmittel als kontinuierliches Medium und nicht als echte „explizite“ Lösungsmittelmoleküle betrachtet wird. Die Anwendung dieser Technologie ist nicht auf die grundlegende chemische und biologische Strukturanalyse beschränkt, sondern hat sich zunehmend zu einem wichtigen Instrument für die Untersuchung der Proteinfaltung, der Konformationsänderungen von DNA und RNA sowie des Arzneimitteltransports durch biologische Membranen entwickelt.
Implizite Solvatationsmodelle haben bei Flüssigkeiten ihre Berechtigung, da sich das hochdynamische Verhalten von Lösungsmittelmolekülen anhand des durchschnittlichen Wechselwirkungspotentials approximieren lässt.
Grundlage dieses Ansatzes ist die Annahme, dass die Grenzflächen und das Innere biologischer Membranen oder Proteine über spezifische Solvatations- oder dielektrische Eigenschaften verfügen. Die Eigenschaften dieser Medien sind nicht notwendigerweise einheitlich, sondern können anhand unterschiedlicher analytischer Funktionen beschrieben werden, wie etwa der „polaren Konfiguration“ von Lipiddoppelschichten.
Implizite Solvatationsmethoden können grob in zwei Typen unterteilt werden: Modelle, die auf der zugänglichen Oberfläche (ASA) basieren, und die neueren kontinuierlichen elektrostatischen Modelle. Die ASA-Regel ist die älteste Regel überhaupt. Ihre Grundannahme besteht darin, dass zwischen der Gibbs-Freienergieübertragung von gelösten Molekülen und der Moleküloberfläche eine lineare Beziehung besteht und diese Übertragungsenergie in direktem Zusammenhang mit der Freienergie des Lösungsmittels steht.
Im Vergleich zu Methoden der Molekularmechanik oder Elektrostatik, die nur Enthalpiekomponenten berücksichtigen, verbessert die ASA-Methode die Berechnungsgeschwindigkeit erheblich und verringert den statistischen Durchschnittsfehler, der durch unvollständige Lösungsmittelorientierungsproben verursacht wird.
Dieser Modelltyp ist bei der Simulation biologischer Makromoleküle sehr nützlich, die implizite Solvatation hat jedoch auch ihre Grenzen, beispielsweise Probleme bei der Parametrisierung und der Verarbeitung von Ionisierungseffekten. Aufgrund dieser Herausforderungen suchen Wissenschaftler kontinuierlich nach Möglichkeiten zur Verbesserung der Technologie. Dabei berücksichtigen sie unter anderem Faktoren wie die Viskosität von Wasser und die Bildung von Wasserstoffbrücken, die sich auf die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Simulation auswirken können.
Bei der einfachen ASA-Methode kann die freie Solvatationsenergie des gelösten Moleküls als Summe bezogen auf die Oberfläche ausgedrückt werden, während die Poisson-Boltzmann-Gleichung (PB) die freie Energie des geladenen gelösten Stoffes in der elektrostatischen Umgebung beschreibt. .
Die Komplexität der PB-Gleichung liegt darin, dass sie die Berechnung mehrerer physikalischer Parameter erfordert und ihre Berechnung ohne Einführung von Vereinfachungen recht zeitaufwändig ist. Aus diesem Grund wurden zahlreiche numerische Lösungen vorgeschlagen, deren Leistung jedoch der des häufiger verwendeten verallgemeinerten Bohr-Modells unterlegen ist. Das Modell ist eine Annäherung an die Poisson-Boltzmann-Gleichung, indem der gelöste Stoff als eine Reihe von Kugeln modelliert wird, deren innere Dielektrizitätskonstante sich von der des äußeren Lösungsmittels unterscheidet.Für GB-Modelle ist eine genaue Schätzung des effektiven Bohr-Radius von entscheidender Bedeutung. Dieser Radius wird üblicherweise als Abstand von einem Atom zur Oberfläche eines Moleküls definiert.
Der Fortschritt impliziter Solvatationsmethoden fördert weiterhin die Entwicklung verwandter wissenschaftlicher Bereiche. Obwohl die meisten Modelle den nativen Zustand kurzer Peptide erfolgreich identifizieren können, ist ihre Vorhersagegenauigkeit bei der Simulation biologischer Makromoleküle mit komplexen Strukturen, wie etwa überstabilisierenden Salzbrücken und einer erhöhten Häufigkeit von α-Helices, unbefriedigend. . Aufgrund dieser Einschränkungen wird die Untersuchung der Ionenabhängigkeit und die Auswahl der Simulationsumgebung immer wichtiger.
Zusätzlich zu diesen Problemen können implizite Lösungsmittelmodelle den „hydrophoben Effekt“ nicht vollständig berücksichtigen, eine wichtige Kraft, die den Proteinfaltungsprozess beeinflusst. Darüber hinaus ignorieren solche Modelle häufig die Viskositätseffekte von Wassermolekülen bei intermolekularen Kollisionen, was die Unterschiede und Unsicherheiten zwischen den Simulationen vergrößert.
Zusätzlich zum festen impliziten Lösungsmittelmodell kann auch ein hybrides implizit-explizites Lösungsmittelmodell verwendet werden, um die reale Lösungsmittelumgebung besser zu simulieren. Diese Methode wird von vielen Wissenschaftlern bevorzugt und bietet Potenzial für einen Ausgleich zwischen Rechengeschwindigkeit und Genauigkeit. Verbesserungen bei der impliziten Solvatation werden in Zukunft ungehindert möglich sein und den Weg für neue Durchbrüche in den Biowissenschaften, der Arzneimittelentwicklung und der Chemie ebnen.
Die Entwicklung impliziter Solvatation stellt nicht nur traditionelle Molekülsimulationstechniken in Frage, sondern könnte auch unser Verständnis molekularer Wechselwirkungen neu definieren. Welche neuen Durchbrüche werden wir in Zukunft noch erleben?