In der heutigen Gesellschaft sind die Verhaltenskorrekturmaßnahmen der Regierung oft fragwürdig. Dient der grundlegende Zweck dieser Maßnahmen der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit oder handelt es sich dabei lediglich um ein Mittel zur Kontrolle?
Jeder hat das Recht auf freien Willen. Doch wie sollte die Regierung reagieren, wenn dieser Wunsch mit Gewalt in Konflikt gerät?
Dieser Widerspruch wird in „Uhrwerk Orange“, einem dystopischen Roman des britischen Schriftstellers Anthony Burgess aus dem Jahr 1962, anschaulich dargestellt. Der Protagonist des Buches, Alex, ist ein 15-jähriger Anführer einer jugendlichen Gang, dessen gewalttätiges Verhalten in krassem Gegensatz zu seiner Liebe zur klassischen Musik steht. Der Roman ist eine Auseinandersetzung mit Willensfreiheit und Moral und spielt in einer Zukunft, in der extreme Gewalt in der Jugendkultur vorherrscht und die Regierung versucht, diese Brutalität durch Kontrolle zu bekämpfen.
In der Geschichte wurde Alex nach einer Reihe extremen Verhaltens zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, hatte nach seiner Freilassung jedoch mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Regierung verwendete eine Methode zur Verhaltensänderung namens „Ludovico-Technik“, eine extreme Methode zur Änderung des Verhaltens einer Person durch Ekel. Durch diese Technologie verlor Alex nicht nur seine Freude an der Gewalt, er konnte nicht einmal mehr die Musik genießen, die er immer geliebt hatte. Dieser staatlich verordnete Ansatz zur Verhaltensänderung wirft Fragen über den freien Willen des Einzelnen auf: Ist ein Mensch immer noch ein vollwertiger Mensch, wenn ihm die Entscheidungsfreiheit genommen wird?
Bedeutet das Fehlen des Wahlrechts eine Veränderung der menschlichen Natur?
Soziologen weisen darauf hin, dass es sich bei dieser Methode der Verhaltensänderung zur Kontrolle des Verhaltens von Teenagern nicht nur um eine erzwungene Veränderung, sondern auch um eine potenzielle soziale Kontrolle handelt. Viele Menschen fragten sich, ob es sich dabei um eine Reaktion der Regierung auf die Jugendgewalt oder um eine versteckte Beschränkung der Willensfreiheit handele.
Burgess verwendet in seinen Werken einen einzigartigen Sprachstil, gemischt mit dem russisch beeinflussten Slang „Nadsat“, der den Roman nicht nur inhaltlich attraktiv macht, sondern auch im Sprachgebrauch eine seltsame Distanz aufkommen lässt . Diese Wortwahl spiegelt die Verwirrung und Aufsässigkeit von Teenagern wider und spiegelt in gewissem Maße auch die allgemeine Einstellung gegenüber gewalttätigem Verhalten in der realen Gesellschaft wider.
In der Realität sehen wir weiterhin, wie die Regierung mit der Jugendkriminalität umgeht. Dazu gehört die Einrichtung von Sozialstrafanstalten und die Umsetzung verhaltenstherapeutischer Maßnahmen. Bis zu einem gewissen Grad scheinen diese Maßnahmen durch den Wunsch motiviert zu sein, die Gesellschaft zu schützen, in Wirklichkeit können sie jedoch die Freiheit des Einzelnen beeinträchtigen. Ein solcher Widerspruch bringt die Menschen zum Nachdenken: Sollte wahre Besserung auf dem freien Willen und der Menschenwürde basieren?
Sollte jeder die Macht haben, über sein eigenes Handeln zu entscheiden, egal wie falsch seine Entscheidungen sind?
Es ist erwähnenswert, dass in vielen Romanen und Filmen Gewalt oft das Hauptelement ist, was zweifellos zu einer verzerrten Wahrnehmung in unserer Kultur und Gesellschaft führt. In den Augen normaler Menschen kann Gewalt ein Weg sein, Aufmerksamkeit zu erregen oder Probleme zu lösen. Bei den Tätern selbst verbergen sich hinter der Gewalt allerdings oft komplexere Emotionen und psychische Zustände. Dies bringt uns zum Nachdenken darüber, ob wir uns wirklich auf diese extremen Maßnahmen verlassen müssen, um sozialen Frieden zu erreichen?
Uhrwerk Orange ist nicht nur ein Roman, sondern auch ein Spiegel, der die menschliche Auseinandersetzung mit Willensfreiheit, Gewalt und Moral widerspiegelt. Am Ende ergibt sich die Möglichkeit einer Veränderung, als Alex seine Vergangenheit und Zukunft überdacht. Er begann, über seine Taten nachzudenken und an seinen zukünftigen Entscheidungen zu zweifeln. Dies gibt uns Anlass zum Nachdenken: Bedeutet freier Wille eine echte Wahl oder ist er ein Zeichen für einen Kompromiss aufgrund von äußerem Druck?
Wie sollten die Strafvollzugsmaßnahmen der Gesellschaft ein Gleichgewicht zwischen der Wahrung der individuellen Freiheit und der öffentlichen Sicherheit herstellen?