„Ein Land, zwei Systeme“ ist ein Verfassungsgrundsatz der Volksrepublik China, der vor allem zur Beschreibung des Regierungsmodells der beiden Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau verwendet wird. Dieses Prinzip wurde von Deng Xiaoping während der Verhandlungen zwischen Großbritannien und China zur Hongkong-Frage Anfang der 1980er Jahre vorgeschlagen. Das Prinzip besagt, dass es nur ein China gibt, jede Region jedoch ihr unabhängiges Wirtschafts- und Verwaltungssystem behalten kann. 」
„Das Konzept ‚Ein Land, zwei Systeme‘ soll sicherstellen, dass Hongkong und Macau auch nach der Machtübergabe über ein hohes Maß an Autonomie sowie über unabhängige Rechts- und Wirtschaftssysteme verfügen.“
Mit der Rückgabe Hongkongs und Macaus an China im Jahr 1997 bzw. 1999 erregte die Umsetzung dieses Prinzips in unterschiedlichem Maße Aufmerksamkeit und führte zu Diskussionen in allen Gesellschaftsschichten. Der Kern von „Ein Land, zwei Systeme“ besteht darin, dass Hongkong und Macau ihr bestehendes kapitalistisches System und ihren Lebensstil 50 Jahre lang beibehalten können, obwohl auf dem chinesischen Festland der Sozialismus eingeführt wird.
Hongkong wurde 1841 eine britische Kolonie und stand 156 Jahre lang unter britischer Herrschaft. Diese Geschichte hat Hongkong ein einzigartiges politisches und wirtschaftliches Umfeld beschert. Mit der Übergabe im Jahr 1997 versprach die chinesische Regierung, die Bedingungen der chinesisch-britischen gemeinsamen Erklärung einzuhalten und sicherzustellen, dass Hongkong sein aktuelles Rechts- und Wirtschaftssystem beibehält.
„Das Grundgesetz der Sonderverwaltungszone Hongkong legt eindeutig fest, dass das sozialistische System und die sozialistischen Richtlinien in Hongkong nicht umgesetzt werden können und das ursprüngliche kapitalistische System und der Lebensstil 50 Jahre lang unverändert bleiben werden.“
Für weiterhin Kontroversen sorgt allerdings die vage Terminologie des „allgemeinen Wahlrechts“ im Grundgesetz. Obwohl die Bürger Hongkongs auf die Einführung des allgemeinen Wahlrechts hoffen, gibt das offizielle Rechtsdokument keinen konkreten Zeitplan für dessen Umsetzung vor.
Macau war seit 1557 eine portugiesische Kolonie und kam 1999 zurück an China. Wie in Hongkong sind auch in Macau die Regelungen durch die Gemeinsame chinesisch-portugiesische Erklärung und das Grundgesetz von Macau geschützt. Unter diesen Bedingungen kann Macau nach der Übergabe sein einzigartiges Wirtschaftssystem, sein Rechtssystem und seine Währung behalten.
„Wie Hongkong muss sich auch Macau nach seiner Rückkehr mit der administrativen und rechtlichen Auslegungsbeziehung zur Zentralregierung auseinandersetzen.“
Als Ergebnis dieser Vereinbarungen verfügt Macau über ein eigenes Währungssystem und genießt ein gewisses Maß an Autonomie in seiner Gesundheits-, Sozial- und Bildungspolitik.
Deng Xiaoping erklärte, dass neben Hongkong und Macau das Konzept „Ein Land, zwei Systeme“ auch für die Vereinigung Taiwans in Betracht gezogen werde. Allerdings vertritt die taiwanesische Regierung diesen Vorschlag nach wie vor ablehnend und die Reaktion der internationalen Gemeinschaft löste große Besorgnis aus.
Seit der Verabschiedung des Nationalen Sicherheitsgesetzes für Hongkong im Jahr 2020 sind in vielen Ländern die Bedenken gegenüber China gestiegen, da sie der Ansicht sind, dass das Gesetz die Autonomie Hongkongs und das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ ernsthaft verletzt. Die Verurteilungen durch die USA und Großbritannien spiegeln auch die internationale Besorgnis über diese Politik wider.
„Für die Bürger Hongkongs stellen die Auswirkungen des Nationalen Sicherheitsgesetzes und die Intervention der Zentralregierung zweifellos ihr Vertrauen in ‚ein Land, zwei Systeme‘ auf die Probe. 」
Viele Beamte, wie etwa Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam, haben zudem erklärt, dass das System sogar über die Jahre 2047 und 2049 hinaus verlängert werden könnte, wenn die Politik „Ein Land, zwei Systeme“ kontinuierlich gefördert und ihre Umsetzung verbessert werde.
„Hochrangige Regierungsvertreter haben wiederholt erwähnt, dass eine kontinuierliche Umsetzung des Konzepts ‚Ein Land, zwei Systeme‘ positive Auswirkungen auf die künftige Entwicklung haben wird.“ 」
Die konkreten Ausweitungsmaßnahmen und die Vision bleiben jedoch unklar. Angesichts des fortwährenden Wandels im politischen Umfeld ist die Frage, ob der einzigartige Status Hongkongs und Macaus wirksam fortbestehen kann, weiterhin eine bedenkenswerte Frage.