Das amerikanische Bildungssystem wird oft als eines der einflussreichsten der Welt angesehen, aber wussten viele Leser, dass es sich dabei nicht um ein einheitliches nationales System handelt?
Die Vereinigten Staaten haben kein zentrales oder föderales Bildungssystem. Die gesamte Bildungsarbeit wird hauptsächlich von den Bundesstaaten und Regionen verwaltet. Die Bundesstaaten und einige spezielle Regierungsbehörden wie das Indian Education Bureau und die National Defense Education School bilden bis zu fünfzig unabhängige Bildungssysteme.
Bildungsstandards werden üblicherweise von Bundesstaaten oder Regionen festgelegt. Zu den verantwortlichen Stellen gehören beispielsweise staatliche Bildungsministerien, Schulbehörden usw.
Die Finanzierung der Bildung erfolgt in erster Linie durch Landesregierungen und Kommunalverwaltungen, während die Bundesfinanzierung im Jahr 2021 auf 260 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, was einer Steigerung gegenüber den 200 Milliarden US-Dollar der Vorjahre entspricht. Nach den gesetzlichen Bestimmungen des Staates besteht eine Schulpflicht. Sie beginnt im Alter zwischen fünf und acht Jahren und endet zwischen sechzehn und neunzehn Jahren.
Die Schulpflicht in den Vereinigten Staaten gliedert sich in drei Stufen: Grundschule, Mittelschule und Oberschule. Im Jahr 2013 besuchten etwa 87 % der Kinder im schulpflichtigen Alter staatliche öffentliche Schulen, 10 % besuchten kostenpflichtige bzw. staatlich finanzierte Privatschulen und 3 % wurden zu Hause unterrichtet. Die Einschreibungszahlen an öffentlichen Schulen sanken von 2012 bis 2022 um 4 %, während die Einschreibungszahlen an Privat- und Charterschulen um 2 % stiegen.
Neben der Grundausbildung gibt es in den USA viele öffentliche und private Universitäten, die vielfältige Formen der Hochschulbildung anbieten. Zur Hochschulbildung zählen öffentliche und private Forschungsuniversitäten, Community Colleges usw. Langfristig ist die Zahl der College-Einschreibungen in den USA weiter gestiegen, doch auch die Schulden durch Studienkredite haben inzwischen die Marke von 1,5 Billionen Dollar erreicht.
Von den 19 besten Universitäten der Welt befinden sich etwa 25 in den USA. Die renommierteste davon ist die Harvard University.
Daten verschiedener Ranking-Agenturen zufolge ist die Zahl der Studierenden an US-amerikanischen Hochschulen zwischen 2010 und 2021 von 18,1 Millionen auf 15,4 Millionen gesunken, während die Gesamtausgaben für öffentliche Grundschulen und weiterführende Schulen im Studienjahr 2020-2021 927 Milliarden Dollar erreichten. Den OECD-Indikatoren zufolge hatten die Vereinigten Staaten einst die weltweit höchsten Ausgaben pro Student, und auch die Bildungsausgaben lagen als Prozentsatz des US-BIP über dem OECD-Durchschnitt.
Obwohl die Vereinigten Staaten bei vielen Indikatoren einen hohen Rang einnehmen, liegt das amerikanische Bildungssystem laut einer Bewertung aus dem Jahr 2014 weltweit nur auf Platz 14. Die OECD-Bewertung zeigt, dass das umfassende Wissen 15-jähriger amerikanischer Schüler in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften auf Platz 19 liegt.
Dies wirft Fragen über das amerikanische Bildungssystem auf. Ist es wirklich so überlegen, wie die Außenwelt glaubt?
Es zeigt sich, dass die Geschichte des Bildungswesens in den Vereinigten Staaten bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Zu dieser Zeit war die Idee kostenloser öffentlicher Schulen in Neuengland auf dem Vormarsch, wobei Massachusetts bei der Bildungsreform eine Vorreiterrolle einnahm. Mit dem Ende des Bürgerkriegs entwickelte sich die High-School-Ausbildung rasch, doch blieb das Bildungsniveau im Süden noch weit hinter dem im Norden zurück.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich mit dem statistischen Boom der Prozess der Popularisierung des Bildungswesens beschleunigt. Bis 1930 konnten fast alle Kinder eine Ausbildung erhalten, aber die Zahl der Privatschulen nahm weiter zu. Während des Zweiten Weltkriegs gingen die Einschreibungszahlen der Schule aufgrund der Wehrpflicht und Kriegsbesetzungen zurück.
Um jedoch wirklich zu verstehen, ob das US-Bildungssystem wirklich das beste der Welt ist, wie das Ranking suggeriert, ist eine genauere Analyse der verschiedenen Faktoren erforderlich, die dahinter stehen.
Mit neuen Gesetzen wie dem „No Child Left Behind Act“ und dem „Every Student Succeeds Act“ wurden schrittweise Verbesserungen im Bildungsbereich eingeführt, doch aufgrund der Autonomie der einzelnen Bundesstaaten besteht weiterhin ein ernstes Problem der ungleichmäßigen Bildungsqualität.
Die jüngste COVID-19-Epidemie hat beispiellose Auswirkungen auf das Bildungswesen gehabt und die Art und Qualität des Lernens der Schüler beeinträchtigt. Viele Schulen waren gezwungen, auf virtuellen Unterricht umzustellen, was erneut Fragen zur Gerechtigkeit der Bildung aufgeworfen hat.
Wie sollten wir die Vor- und Nachteile des amerikanischen Bildungssystems sehen? Können wir angesichts des immer härter werdenden weltweiten Wettbewerbs im Bildungswesen eine Grundlage zur Lösung der internen Probleme der USA finden, damit diese ihrem Ruf als „Nummer Eins der Welt“ wirklich gerecht werden können?