Die Teilchenphysik befasst sich mit den Elementarteilchen, aus denen Materie und Strahlung bestehen, und ihren Wechselwirkungen. Dieses Gebiet umfasst nicht nur die Untersuchung von Elementarteilchen, sondern auch der Materie, die aus Elementarteilchen besteht, wie etwa Protonen und Neutronen. Die Elementarteilchen des Universums werden nach dem Standardmodell in Fermionen (Materieteilchen) und Bosonen (Kraft übertragende Teilchen) unterteilt. Obwohl es im Universum drei Generationen von Fermionen gibt, besteht die gewöhnliche Materie, mit der wir in unserem täglichen Leben in Kontakt kommen, nur aus Fermionen der ersten Generation, nämlich Up-Quarks und Down-Quarks, Elektronen und Elektron-Neutrinos.
Die Elementarteilchen interagieren auf komplexe Weise miteinander, vermittelt durch Bosonen, darunter die elektromagnetische Kraft, die schwache Kraft und die starke Kraft.
Interessanterweise können Quarks nicht unabhängig voneinander existieren, sondern müssen in Form von Hadronen auftreten. Teilchen mit einer ungeraden Anzahl an Quarks in einem Hadron heißen Baryonen, während Teilchen mit einer geraden Anzahl an Quarks Mesonen heißen. Protonen und Neutronen bestehen hauptsächlich aus Baryonen und machen den größten Teil unserer alltäglichen Materie aus. Im Vergleich zu Protonen und Neutronen sind Myonen instabil und existieren nur wenige Mikrosekunden.
Jedes Teilchen hat ein entsprechendes Antiteilchen, das die gleiche Masse wie das Teilchen, aber die entgegengesetzte Ladung hat. Das Antiteilchen des Elektrons ist beispielsweise das Positron. Dies bedeutet, dass die Existenz von Antiteilchen und Antimaterie theoretisch möglich ist.
Verwandte Forschungen zeigen, dass die Wechselwirkung zwischen Teilchen und Antiteilchen zu deren Vernichtung und Umwandlung in andere Teilchen führen kann, was die Komplexität der Materie weiter bestätigt.
Einige Teilchen, beispielsweise Photonen, sind ihre eigenen Antiteilchen. Bei diesen Elementarteilchen handelt es sich eigentlich um angeregte Zustände von Quantenfeldern, die für die Wechselwirkungen zwischen den Teilchen verantwortlich sind. Das Standardmodell ist die gängige Theorie, die diese Elementarteilchen und ihre Wechselwirkungen erklärt. Wie man die Gravitation in bestehende Theorien der Teilchenphysik integrieren kann, bleibt ein ungelöstes Problem. Zur Lösung dieses Problems wurden viele Theorien vorgeschlagen, wie die Schleifenquantengravitation, die Stringtheorie und die Supersymmetrietheorie.
Historischer HintergrundDie Vorstellung, dass Materie aus Elementarteilchen besteht, reicht bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. zurück. Im 19. Jahrhundert gelangte John Dalton durch seine Arbeiten zur Stöchiometrie zu dem Schluss, dass jedes Element in der Natur aus einem einzigartigen Teilchentyp besteht. Nachfolgende Forschungen zeigten, dass Atome nicht die grundlegendsten Teilchen der Materie sind, sondern aus kleineren Teilchen (wie etwa Elektronen) bestehen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die Erforschung der Kernphysik und Quantenphysik 1939 zur Entdeckung der Kernspaltung und der Kernfusion, was nicht nur die Entwicklung von Atomwaffen auslöste, sondern auch die Entwicklung der modernen Teilchenphysik förderte.
In den 1950er und 1960er Jahren wurden bei Kollisionen mit hoher Energie verschiedene Teilchen entdeckt, ein Phänomen, das als „Teilchenzoo“ bekannt ist und die Physiker dazu inspirierte, über neue Probleme im Zusammenhang mit dem Ungleichgewicht von Materie und Antimaterie nachzudenken.
Nach der Vorlage des Standardmodells enthüllten Physiker, dass dieser verrückte „Teilchenzoo“ durch die Kombination einiger weniger Elementarteilchen entstanden war, was den Beginn der modernen Teilchenphysik markierte.
Die aktuelle Klassifizierung aller Elementarteilchen wird hauptsächlich durch das Standardmodell erklärt, das Mitte der 1970er Jahre breite Akzeptanz und experimentelle Bestätigung fand. Das Standardmodell beschreibt die drei fundamentalen Wechselwirkungen – die starke, die schwache und die elektromagnetische Wechselwirkung – und verwendet zu ihrer Erklärung vermittelnde Bosonen, darunter acht Gluonen, die W−-, W+- und Z-Bosonen sowie das Photon. Das Standardmodell umfasst außerdem 24 fundamentale Fermionen (12 Teilchen und ihre Antiteilchen), die die Grundbausteine aller Materie bilden.
Das Standardmodell sagt auch die Existenz des Higgs-Bosons voraus. Am 4. Juli 2012 gaben Physiker vom Large Hadron Collider des CERN bekannt, dass sie ein neues Teilchen entdeckt hätten, das sich wie das Higgs-Boson verhält. Das aktuelle Standardmodell verfügt über 61 Elementarteilchen, die sich zu zusammengesetzten Teilchen verbinden können, was auch die Hunderte weiterer Teilchen erklärt, die seit den 1960er Jahren entdeckt wurden.
Obwohl das Standardmodell in nahezu allen experimentellen Tests eine hohe Konsistenz gezeigt hat, glauben die meisten Teilchenphysiker, dass seine Beschreibung der Natur unvollständig ist und dass eine vollständigere Theorie noch entdeckt werden muss. Jüngste Messungen der Neutrinomasse haben zur ersten Abweichung vom Standardmodell geführt, in dem Neutrinos keine Masse haben.Zu den wichtigsten zukünftigen Bemühungen gehören die Suche nach Physik jenseits des Standardmodells, wie der von CERN vorgeschlagene Future Circular Collider, und Empfehlungen des US Particle Physics Prioritization Panel (P5), das die P5-Studie von 2014 aktualisieren wird. Der Bericht empfiehlt mehrere experimentelle Projekte, einschließlich des Neutrinoexperiments in der tiefen Erde.
Die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Teilchen machen unser Universum voller Unbekanntem und Überraschungen. Aber wie viele unentdeckte Teilchen und Wechselwirkungen sind in dieser unendlichen und tiefgründigen Welt der Teilchen verborgen?