In der modernen medizinischen Psychologie ist der Persönlichkeitstyp D ein wichtiges Konzept, das sich auf eine allgemeine Tendenz zu negativen Emotionen und sozialer Hemmung bezieht. Menschen dieses Typs leiden häufig unter stärkeren negativen Emotionen wie Besorgnis, Gereiztheit und Frustration, neigen jedoch dazu, diese Gefühle nicht mit anderen zu teilen, da sie Ablehnung oder Missbilligung fürchten. Dieser Persönlichkeitstyp wurde erstmals von Johan Denollet, Professor für medizinische Psychologie an der Universität Tilburg in den Niederlanden, basierend auf klinischen Beobachtungen und empirischen Untersuchungen an Herzpatienten vorgeschlagen.
In der Allgemeinbevölkerung liegt die Prävalenz der Persönlichkeitsstörung Typ D bei etwa 21 %, während sie bei Patienten mit Herzerkrankungen zwischen 18 und 53 % liegt.
Die Persönlichkeitstyp-D wurde erneut als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen identifiziert. Einige vorläufige Studien haben ergeben, dass Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und Persönlichkeitstyp D nach einem Herzinfarkt (MI) tendenziell schlechtere Prognosen haben. Diese frühen Studien zeigten, dass Menschen mit Persönlichkeitstyp D ein vierfach erhöhtes Risiko für Tod, erneuten Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod hatten, und zwar unabhängig von traditionellen Risikofaktoren wie der Schwere der Erkrankung. Allerdings konnten diese Ergebnisse in nachfolgenden groß angelegten Studien nicht reproduziert werden, was einige Forscher zu der Frage veranlasste, ob die Schlussfolgerungen früherer kleinerer Studien übertrieben oder falsch waren.
Eine groß angelegte Metaanalyse von 19 veröffentlichten prospektiven Kohortenstudien, die Daten von mehr als 11.000 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen umfassten, zeigte, dass die Typ-D-Persönlichkeit kein Risikofaktor für den Tod bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen war.
Diese Erkenntnisse legen nahe, dass die Persönlichkeitstyp-D mit unerwünschten Ereignissen bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sein könnte, insbesondere bei einer Nachbeobachtung über mindestens 48 Monate. Die Beurteilung der Typ-D-Persönlichkeit kann mithilfe eines gültigen und zuverlässigen Fragebogens mit 14 Fragen erfolgen, der Typ-D-Skala (DS14), die sieben Fragen zu negativen Emotionen und sieben Fragen zu sozialen Hemmungen umfasst. Wenn die Werte beider Dimensionen 10 Punkte oder mehr erreichen, wird dies als Typ D klassifiziert.
Die Forscher glauben, dass die dynamischen Reaktionen der Persönlichkeitstyp D als Synergie zwischen negativen Emotionen und sozialer Hemmung angesehen werden können.
In der bisherigen Literatur wurden zur Analyse der Beziehung zwischen der Persönlichkeit des Typs D und den Ergebnissen Zwei- oder Viergruppenmethoden verwendet, was jedoch zu einiger Kritik führte, insbesondere zu Fragen hinsichtlich der statistischen Aussagekraft. Mit der Weiterentwicklung der Forschungsmethoden begann sich der Ansatz der kontinuierlichen Interaktion durchzusetzen. Bei diesem Ansatz werden Personen nicht einem bestimmten Persönlichkeitscluster zugeordnet, sondern Werte für negative Affektivität und soziale Hemmung werden als Prädiktoren in statistische Modelle einbezogen, um weiter zu untersuchen, ob diese beiden Persönlichkeitsmerkmale die Ergebnisse synergetisch beeinflussen.
Neuere Simulationsstudien haben gezeigt, dass sich durch den Ansatz der kontinuierlichen Interaktion der Einfluss der Persönlichkeit vom Typ D deutlicher herausarbeiten lässt und Schlussfolgerungen vermieden werden können, die auf Annahmen über ein einzelnes Persönlichkeitsmerkmal beruhen.
Zusätzlich zu den Auswirkungen auf Patienten mit Herzerkrankungen wurde die Persönlichkeitstyp-D-Persönlichkeit auch mit körperlichen Symptomen in der Kindheit in Verbindung gebracht, was auf langfristige Auswirkungen dieses Persönlichkeitsmerkmals hindeutet. Viele klinische Experten empfehlen Patienten mit Typ-D-Merkmalen bereits im Frühstadium psychologische Unterstützung, um die psychische Belastung bei der Bewältigung gesundheitlicher Probleme zu verringern.
Eine eingehende Erforschung der Persönlichkeitsgruppe D kann uns nicht nur helfen, ihre Verbreitung und Auswirkung bei Patienten mit Herzerkrankungen besser zu verstehen, sondern kann auch unser Denken über die komplexe Wechselwirkung zwischen geistiger und körperlicher Gesundheit anregen. Sollten wir angesichts dieses Problems das Verständnis der medizinischen Gemeinschaft hinsichtlich der Rolle psychologischer Faktoren bei der Behandlung von Herzerkrankungen überdenken?