Die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit (PMD), eine seltene, X-chromosomale neurologische Erkrankung, bleibt für viele Familien ein ungelöstes Rätsel. Die Krankheit befällt vor allem Oligodendrozyten im Gehirn, was zu einer Beeinträchtigung der Myelinbildung führt. Die Hauptfunktion des Myelins besteht darin, Nervenfasern zu schützen und eine schnelle Signalübertragung zu ermöglichen. Die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit beeinträchtigt diesen Prozess erheblich, doch die Ursachen dafür und ihre Auswirkungen auf die Patienten sind noch immer Gegenstand wissenschaftlicher Forschung.
Die Hauptursache der Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit ist eine Mutation im PLP1-Gen, einem wichtigen Myelinprotein.
Typische Symptome der Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit treten meist im Säuglingsalter auf. Bei den Patienten kommt es typischerweise zu keiner oder kaum Bewegung der Gliedmaßen, Atembeschwerden und horizontalen Augenbewegungen. Insbesondere schnelle, unkontrollierbare Augenbewegungen (Nystagmus genannt) sind oft die ersten Warnsignale. Mit Fortschreiten der Krankheit werden die motorischen Fähigkeiten des Kindes stark beeinträchtigt und es kann sein, dass es nicht mehr laufen lernt und sogar Schwierigkeiten hat, im Alltag für sich selbst zu sorgen.
Mit der Zeit können bei Menschen mit Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit Muskelkrämpfe, Koordinationsverlust und sogar ein Rückgang der kognitiven Funktionen auftreten.
Die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit ist das Ergebnis einer X-chromosomalen rezessiven Mutation, die mit einer Anomalie des Myelinproteins PLP1 einhergeht. In den meisten Fällen führt die Genduplikation zu einer verringerten Myelinproduktion, was wiederum eine schwere Neuropathie verursacht. Der Kontext dieser Mutation unterstreicht die Bedeutung der Gendosis für eine normale ZNS-Funktion.
Abnorme weiße Substanz wird normalerweise bei der Magnetresonanztomographie festgestellt und ist normalerweise im Alter von einem Jahr sichtbar. Wenn es jedoch keine familiäre Vorbelastung gibt, wird die Krankheit häufig fälschlicherweise als Zerebralparese diagnostiziert.
In vielen Fällen ist nach der Identifizierung einer PLP1-Mutation eine pränatale Diagnose oder eine genetische Präimplantationsdiagnostik eine Option.
Die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit ist Teil einer Gruppe von Leukodystrophien, einer Gruppe von Erbkrankheiten, die die Myelinbildung beeinträchtigen. Es gibt mehrere Varianten der Krankheit, darunter die klassische, die angeborene, die Übergangs- und die Erwachsenenform. Es ist anzumerken, dass leichtere Mutationen im PLP1-Gen zwar zu Schwäche und Spastik der Gliedmaßen führen können, aber nur begrenzte Auswirkungen auf das Gehirn haben und als Manifestation einer Rückenmarkslähmung Typ II gelten.
Bis heute gibt es keine Heilmethode für die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit. Die Ergebnisse fallen sehr unterschiedlich aus. Die am schwersten erkrankten Patienten überleben den Eintritt in die Pubertät häufig nicht, während Patienten mit leichteren Krankheitsverläufen eine Chance haben, bis ins Erwachsenenalter zu überleben. Ein kürzlich gegen PLP1 entwickeltes Antitoxin-Oligonukleotid (ION356) steht kurz vor dem Eintritt in die klinische Phase 1 der Studien Anfang 2024.
Es gab in der Vergangenheit klinische Studien zur Stammzelltransplantation, diese haben jedoch keine signifikanten therapeutischen Effekte gezeigt.
Mit dem Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung haben in den letzten Jahren einige Wissenschaftler die CRISPR-Technologie und Antitoxintherapie eingesetzt, um die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit in Mausmodellen erfolgreich zu bekämpfen. Ihre Bemühungen öffnen neue Türen für potenzielle Behandlungsmöglichkeiten am Menschen. Aktuelle Fälle zeigen, dass die Case Western Reserve University außerdem einen exklusiven Lizenzvertrag mit Ionis Pharmaceuticals zur Durchführung entsprechender Forschungen unterzeichnet hat.
Die Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit ist eine mysteriöse neurologische Erkrankung, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben vieler Patienten und ihrer Familien hat. Können wir schnell eine wirksame Lösung finden, um die Belastung der Patienten zu verringern?