Archive | 2019
Zum Vergleich des Unbehagens an der Moderne und an der Postmoderne. Zygmunt Bauman und das kommunitarische Denken
Abstract
Auffallend ist die Ubereinstimmung fast aller gegenwartigen soziologischen Zeitdiagnostiker darin, dass wir uns im Ubergang zu einer Phase nach der Moderne befinden. Ob sie nun den Ausdruck zweite Moderne, Dienstleistungsgesellschaft, Postmoderne, Risikogesellschaft, postindustrielle Gesellschaft, Informationsgesellschaft oder Multioptionsgesellschaft verwenden, ist erst in zweiter Linie von Belang, denn dabei geht es nicht um den Begriff, sondern blos um Worte, die zum Setzen semantischer Duftmarken benutzt werden, also um Marketing statt Wissenschaft (Reese-Schafer 2000a, b, S. 155–266; Bauman 1999, S. 39, 276). Zygmunt Bauman hat sich mittlerweile, dem Hauptstrom folgend, fur den Begriff der postmodernen Gesellschaft entschieden. Wir befinden uns seiner Analyse gemas am Beginn des postmodernen Stadiums der modernen Revolution (Bauman 1999, S. 344). So wie die Klassiker der Soziologie von Tonnies uber Durkheim bis Max Weber den Ubergang zur Moderne mit einer gewissen Melancholie und einem klaren Blick fur das, was damit verloren gegangen war, analysiert hatten, will Bauman nun die Ursachen des Unbehagens an der Postmoderne soziologisch erfassen.