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Rational Choice oder Framing

 

Abstract


Das Experiment von Fehr und Gachter von 1999 zu Effekten der Bestrafung auf die Bereitstellung von Kollektivgutern ist ein weithin beachteter Beitrag einer um soziale Motive erweiterten Rational Choice Theorie (RCT). Weite Teile nicht nur der Soziologie halten die Anwendung der RCT jedoch fur unangemessen, auch weil damit der Einfluss von mit „Bedeutung“ versehenen Symbolen auf die Konstitution sozialer Prozesse nicht zu erfassen sei. Der Beitrag untersucht die Reichweite der um Motive der Reziprozitat erweiterten RCT mit dem Modell der Frame-Selektion (MFS), das in seinem Kern Effekte der „Definition der Situation“ uber Symbole enthalt. Das Ergebnis ist, dass die meisten Befunde aus dem Experiment gut uber beide Ansatze zu rekonstruieren sind, es aber an einer zentralen Stelle zu einem Widerspruch kommt. Bei einem unabhangigen empirischen Test bestatigen sich die Hypothesen des MFS. Der Befund bedeutet die Zuruckweisung einer Kerndoktrin der RCT: Die Annahme, dass Vorgange der „Definition der Situation“ nichts weiter seien als „cheap talk“ oder einfach durch eine nochmalige Erweiterung der RCT um Effekte des „Sinns“ von Symbolen aufzufangen waren.

Volume None
Pages 35-64
DOI 10.1007/978-3-658-16348-8_3
Language English
Journal None

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