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Die „Dramatik des wahren Diskurses“

 

Abstract


Dieser Beitrag reflektiert den analytischen und politiktheoretischen Gehalt von Foucaults spaten Parrhesia-Vorlesungen, um daruber hinaus dem Phanomen gerecht zu werden, das Foucault als „politische Dramatik des wahren Diskurses“ bezeichnet. Wahrend diese Vorlesungen generell ein neues Verhaltnis von (freiheitlicher) Subjektivitat und Wahrheit aufzeigen, bleibt vor allem der demokratietheoretische Ertrag uberschaubar. Auch diverse Anknupfungsversuche an Foucaults Parrhesia-Studien vonseiten der normativen Demokratietheorie konnen nicht uberzeugen, da sie zu einer zu selektiven Auslegung Foucaults tendieren und haufig dessen genealogische Beobachterperspektive ausblenden. Bei der Suche nach Aktualisierungen der politischen Parrhesia in der Gegenwart wird besonders die Figur des Intellektuellen in den Blick genommen. Die exemplarische Analyse des Engagements Emile Zolas in der Dreyfus-Affare zeigt, dass es sich dabei um einen Idealfall parrhesiastischen Intervenierens handelt, der gleichwohl keine grundlegenden Schlusse auf die Sozialfigur des Intellektuellen erlaubt. Zudem macht diese Intervention die rhetorischen und performativen Mittel und Effekte des Wahrsprechens deutlich, die Foucault an anderer Stelle herunterzuspielen versucht. Schlieslich verweist das Aufgreifen des Parrhesia-Motivs vonseiten der „Neuen Rechten“ auf das generelle Problem, dass das Sprechen im Namen der Wahrheit zu demokratiefeindlichen Ideologisierungen verleiten kann.

Volume None
Pages 329-352
DOI 10.1007/978-3-658-22789-0_16
Language English
Journal None

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