Archive | 2019

Konventionen auf schwindendem Grund – Zu den praktischen Konsequenzen schulischer Selektion an einer Hauptschule im sozialen Brennpunkt

 

Abstract


Selektivitat ist ein Charakteristikum des deutschen Schulsystems, welches sich seit geraumer Zeit in einer Legitimationskrise befindet. Die Rechtfertigungsmuster, die bei der Legitimation von Selektionsentscheidungen verwendet werden, konnen einerseits als Kompromissbildungen zwischen verschiedenen Konzeptionen von Gerechtigkeit verstanden werden. Anderseits laufen sie Gefahr, Probleme eher zu delegieren als sie losbar zu machen. Somit konnen sie als institutionelle Diskriminierung wirken. Dieser Beitrag folgt der Annahme der Soziologie der Kritik, dass jede Rechtfertigungsordnung Masstabe fur die Feststellung von „Grose“ von Mitgliedern einer Gemeinschaft bereitstellt. In Bezug auf Selektionsprozesse im Schulsystem konnen Kompromisse demzufolge dann als legitim erachtet werden, wenn sie es SchulerInnen ermoglichen, den Zustand von Grose zu erlangen. Unter Verwendung der dokumentarischen Methode rekonstruiert dieser Beitrag, wie dies im konkreten Kontext einer Berliner Hauptschule im sogenannten sozialen Brennpunkt systematisch misslingt. So kann aufgezeigt werden, wie die verfugbaren Konventionen in diesem konkreten Kontext einer materiellen Grundlage entbehren und so nicht blos die gemeinsame Wurde der SchulerInnen, sondern auch der betroffenen Lehrerin gefahrden. Die Erfahrungsberichte der Lehrerin werden so als Form der radikalen Kritik gedeutet und verstehbar gemacht.

Volume None
Pages 93-120
DOI 10.1007/978-3-658-23301-3_3
Language English
Journal None

Full Text