Archive | 2019
Unterschiede, Ungleichheiten, Unterscheidungen. Pädagogisches Kategorisieren zwischen Engagement, Rechtfertigung und Kritik
Abstract
Vor dem Hintergrund beharrlicher Bildungsungleichheiten bespricht der Beitrag aktuelle padagogische Unterscheidungsordnungen und fragt, wie diese in den Strukturen und Anforderungen padagogischer Praxis verankert sind. Als empirische Grundlage dient eine Interviewstudie mit Elementar- und Primarstufenpadagog/innen. Gestutzt auf analytische Heuristiken der Soziologie der Konventionen wird argumentiert, dass ein wesentliches Element zum Verstandnis des Wechselspiels sozialer Ungleichheiten und padagogischer Praktiken in der Hybriditat padagogischen Unterscheidungswissens liegt. Padagog/innen greifen zur Definition und Bewaltigung ungewisser Situationen auf unterschiedliche und haufig stereotype soziale Kategorien und Klassifikationslogiken zuruck. Diese Ruckgriffe ergeben sich aus den Strukturen padagogischer Praxis: aus der Notwendigkeit, komplexe Konstellationen typisierend auf eine Formel zu bringen, aus der Anforderung, Erklarungen fur Unterschiede und Ungleichheiten zu finden, sowie aus dem Anspruch, zwischen diagnostischen und nachvollziehend-verstehenden Bezugen zu wechseln. Angesichts der vielfaltigen potenziellen Ungleichheitseffekte der ausgemachten Klassifikationsformen stellt sich die Frage nach neuen Formen eines reflexiven und sozialtheoretisch fundierten Theorie-Praxis-Dialogs.