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Soziale Identifikation vs. running tally: Der Einfluss des politischen Kontextes auf die Ausformung einer Parteiidentifikation
Abstract
Parteiidentifikation gilt als wichtiger Erklarungsfaktor fur politische Einstellungen und Verhalten. Ublicherweise wird Parteiidentifikation entweder als Aspekt der durch das Elternhaus vermittelten sozialen Identitat oder als Ergebnis der Summe von Bewertungen der aktuell vergangenen Regierungsperformanz der Parteien (running tally) verstanden. Erganzend dazu argumentieren wir, dass der politische Kontext die individuelle Parteiidentifikation mitbeeinflussen kann und gehen der Frage nach, zu welchem Zeitpunkt im Lebenszyklus eines Menschen ein solcher Einfluss stattfindet: entweder in der Jugend bzw. im jungen Erwachsenenalter, wie es der Soziale Identitatsansatz vermuten lasst, oder im jeweils aktuellen Moment, was der Logik der running tally entsprechen wurde. Auf Basis der Deutschen Longitudinalen Wahlstudie (GLES) gehen wir mithilfe konditionaler Logitmodelle dieser Frage nach. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der politische Kontext auf Bundesebene erst nach dem Jugendalter einen Einfluss ausubt. Auf Landesebene finden wir hingegen einen Einfluss des politischen Kontextes wahrend des Jugendalters. Allerdings lassen sich die Unterschiede zwischen den Bundeslandern hinsichtlich Ausmas und Richtung der Parteiidentifikation nicht vollstandig auf kompositionelle Effekte oder die Erfahrungen mit der Beteiligung der Parteien an Landesregierungen zuruckfuhren.