Herz | 2021

Vorhofflimmern

 

Abstract


Die Bedeutung des Vorhofflimmerns (VHF) wird in den nächsten Jahren in Klinik undPraxisweiter zunehmen.Aufgrund der jetzt schon hohen und weiter steigenden Zahlen von Patienten mit VHF wird die Herzrhythmusstörung in jedem Gebiet der Medizin präsent sein. Deshalb ist es so wichtig, sich intensiv mit dem heutigen Wissensstand zur Pathophysiologie des VHF, mit Behandlungspfaden und -indikationen, aber auch mit den möglichen Komplikationen des VHF zu beschäftigen. Die Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) zur Behandlung von VHF wurden im letzten Jahr neu aufgelegt und geben eine gute und aktuelle Orientierung [1]. Mit dieser Ausgabe der ZeitschriftHerzwollen wir weitere wichtige Aspekte rund um das VHF klinisch und wissenschaftlich beleuchten und so zusätzliche Orientierung und auch Entscheidungsund Behandlungshilfen geben. Herr Christopher Kowalewski stellt in seinem Beitrag die pathophysiologischen Mechanismen des VHF zusammenfassend aus der Sicht des Elektrophysiologen vor. Dabei werden sowohl diebekanntenfokalenInduktionsmechanismen des VHF wie auch die unterschiedlichen Konzepte für kreisende Erregungen und deren elektrophysiologische Abbildung berücksichtigt. Es wird hochinteressant sein, in Zukunft zu sehen, welche dieser pathophysiologischen Konzepte sich in Behandlungsstrategien tatsächlich erfolgreich umsetzen lassen. Die Arbeit von Herrn PD Dr. Sotiris Nedios beleuchtet die unterschiedlichen Umbauprozesse auf Vorhofebene, die durch das VHF ausgelöst und unterstützt werden oder auch die primär auslösende Ursache für das VHF im Sinne einer atrialen Kardiomyopathie, die zu VHF führt, sein können. Wesentlich ist außerdem die Bedeutung der atrialen Umbauprozesse für die rhythmuserhaltende Therapie, insbesondere natürlich fürdieKatheterablation.Auchhierzu wird klar Stellung bezogen. Die Katheterablation von VHF wird sich in den nächsten Jahren durch die Einführung neuer Technologien nachhaltig verändern. Diese wichtigen Innovationen sind in der Arbeit von Herrn Frank Lindemann zusammengefasst. Dabei wird ein spezieller Fokus auf die PFA(„pulse field ablation)“-Technologie gelegt. Diese Methode erscheint im Momentausgesprochenerfolgversprechend, da die Energiequelle PFA im Vergleich zur konventionellen Radiofrequenzablation und auch zur Kryoablation mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich geringere Komplikationsrisiken birgt und in erheblich kürzerer Behandlungszeit umgesetzt werden kann. Hieraus würde sich ein wesentlicher Fortschritt in der Ablationsbehandlung ergeben. Im Beitrag von Frau Laura Ueberham werden die wesentlichen Gesichtspunkte der modernen und leitliniengerechten Antikoagulation bei Patienten mit VHF vorgestellt. Die Verhinderung von Schlaganfällen ist eines der wesentlichsten Behandlungsziele der Therapie von VHF. Mit den neuen oralen Antikoagulanzien stehen uns heute Medikamente zur Verfügung, die von der Handhabung her für den Patienten deutlich einfacher sind und hinsichtlich der Effektivität und der Behandlungssicherheit der traditionellen oralen Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten deutlich überlegen sind. Der Beitrag stellt insbesondere die Indikationfürdie leitliniengerechteAntikoagulation für spezielle Patientengruppen heraus. Die Digitalisierung macht auch vor dem VHF nicht halt. Sowohl neue Technologien (Smartphones, Apps, Wearables) zur Detektion von VHF als auch moderne Datenanalysen mittels maschinellen Lernens und künstlicher Intelligenz eröffnen ganz neue Möglichkeiten in der Diagnostik und Behandlung von Patienten mit VHF. Für diesen Bereich ist schon in näherer Zukunft mit einer erheblichen Zunahme der unterschiedlichsten Anwendungen zu rechnen, und diese Technologien werden rasch Einzug in Klinik und Praxis halten. Dabei ist es wichtig, nicht die „Bodenhaftung“ zu verlieren und bei allen Vorteilen, die diese Technologien möglicherweise haben, auch immer kritisch zu prüfen, ob die potenziellen Vorteile tatsächlich in bessere Gesundheit für die Patienten umgesetzt werden können. Die neuen Möglichkeiten und auch Grenzen werden im Beitrag vonHerr Sebastian König vorgestellt. Abschließend nimmtHerr Lerche uns noch mit in einen Themenkomplex, den wohl die wenigsten in der Rhythmologie bzw. beim VHF erwartet hätten, nämlich die Möglichkeiten und die Anwendbarkeit der wissenschaftlichen Nutzung von Hypnoseverfahren bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen – ein hochinteressanter Ansatz, der das Potenzial in sich trägt, Behandlungen für Patienten weniger belastend und schonender zu machen,undauchMöglichkeitenvermittelt, dieAuftrittshäufigkeitunddieWahrnehmung von Herzrhythmusstörungen positiv zu modulieren.

Volume 46
Pages 303 - 304
DOI 10.1007/s00059-021-05051-0
Language English
Journal Herz

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