Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz | 2019

West-Nil-Virus – Ergänzung 2018

 

Abstract


West-Nil-Virus (WNV) gehört zu den am weitesten verbreiteten Flaviviren. WestNil-Fieber (WNF) ist eine in verschiedenen Regionen der Welt endemisch vorkommende aviäre Zoonose. Alle Erdteile sind betroffen, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß: Das Virus ist in Afrika, Israel, der Westtürkei, dem Mittleren Osten, Indien, Teilen Südostasiens und inzwischen auch in Nordund Teilen Mittelamerikas verbreitet. Verbreitet durch Zugvögel und übertragen durch Stechmücken kann es vor allem am Mittelmeer und in Südeuropa zu Übertragungen auf den Menschen kommen. In Europa kam es in der Vergangenheit zu saisonalen Ausbrüchen oder vereinzelten Übertragungen in südeuropäischen Ländern (Iberische Halbinsel, Frankreich, Italien, Griechenland), einigen Ländern Zentraleuropas (Österreich, Tschechien, Ungarn, Serbien) sowie den Schwarzmeeranrainerstaaten (Bulgarien, Rumänien, Moldawien, Ukraine, Südrussland). Die jeweils aktuelle WNV-Übertragungssituation in Europa ist auf den Webseiten des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) einzusehen [1]. Im August und September 2018 wurde erstmals in Deutschland West-NilVirus(WNV)-Ribonukleinsäure (RNA) bei Vögeln und zwei Pferden an 10 Orten nachgewiesen. Alle Nachweise erfolgten bei Tieren im östlichen Teil Deutschlands von Bayern bis Mecklenburg-Vorpommern. Der Nachweis bei Vögeln erfolgte sowohl in Wildvögeln als auch in nicht einheimischen Vögeln, die in Zoos oder Wildparks gehalten wurden. Bei mehr als 1000 weiteren Vögeln konnte mit WNVRNA-Testen keine viralen Genome nachgewiesen werden [2–5]. WNV wird von Stechmücken hauptsächlich zwischen wild lebenden Vögeln übertragen. Infizierte Mücken können das Virus auf Säugetiere (v. a. Pferde) oder Menschen, die Fehlwirte sind, übertragen. Die jetzt berichteten WNV-Nachweise sind ein starkes Indiz für WNV-Übertragungen durch heimische Stechmücken (z. B. Culex pipiens, Gemeine Stechmücke), auch wenn bislang keine WNV-Nachweise in diesen Vektoren in Deutschland bekannt geworden sind. WNF-Ausbrüche stehen erfahrungsgemäß im engen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang mit günstigen Bedingungen für die Vektoren (z. B. klimatische Gunsträume, Sumpfund Auenlandschaften etc.). Häufig sind Krankheitsfälle bei Pferden oder Häufungen toter Vögel Auslöser dafür, die Fallsuche auch auf Menschen auszudehnen. In Südeuropa ist die Surveillance regional und saisonal in die Routine übergegangen [6]. Bislang (Stand 18.10.2018) sind keine durch Mücken übertragenen Fälle von in Deutschland erworbenen (autochthonen) WNV-Infektionen beim Menschen bekannt geworden. Jedoch wurde über einen Fall eines beruflich gegenüber einem an WNV verstorbenen Vogel exponierten Tierarztes berichtet. Zudem sind 2018 bislang neun reiseassoziierte Fälle (infiziert in Griechenland, Italien, Rumänien und Serbien) an das RKI übermittelt worden [5, 7]. Das Screening von Blutspendern, die nicht in Endemiegebiete gereist sind, erfolgt in den Blutspendediensten der Universitäten Mainz und Aachen auf freiwilliger Basis seit Juni 2014. Alle Spender werden in den Monaten Juni bis Dezember auf das Vorliegen von WNV-Genom untersucht. Bei den 267.839 Untersuchungen, davon 34.022 in 2018, wurde keine bestätigte in Deutschland erworbene WNV-Infektion nachgewiesen [7]. In den Vorjahren wurde die WNVSituation in Europa intensiv beobachtet. Dabei rückte die Nordgrenze der Regionen mit sommerlicher Übertragung nicht wesentlich nach Norden. Vermutlich hat die 2018 äußerst starke (und früh begonnene) WNV-Übertragungssaison in Südeuropa eine Ausbreitung der Infektion bis nach Deutschland begünstigt. In Deutschland dauerte die Phase der sommerlichen Mückenaktivität durch das anhaltend warme Wetter im Spätsommer länger als in vielen Jahren zuvor. In Zukunft sollte insbesondere in Jahren mit ähnlichen klimatischen Bedingungen im Frühsommer in Südeuropa und im Spätsommer in Deutschland mit WNVMitteilungen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit

Volume 62
Pages 516-518
DOI 10.1007/s00103-019-02903-3
Language English
Journal Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz

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