Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz | 2021

HPV-Impfung zur Prävention von Genitalwarzen und Krebsvorstufen – Evidenzlage und Bewertung

 
 

Abstract


Humane Papillomviren (HPV) verursachen benigne und maligne Tumorerkrankungen. Bisher wurden mehr als 200 HPV-Typen entdeckt, von denen aktuell 12 als Hochrisiko für das Zervixkarzinom klassifiziert werden. HPV-Typen, die den Anogenitaltrakt befallen, werden sexuell übertragen. Seit 2006 sind prophylaktische HPV-Impfstoffe erhältlich. Die Impfung soll vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen. HPV infizieren Epithelzellen und sind die häufigsten sexuell übertragenen Viren weltweit. Neben dem Zervixkarzinom verursachen HPV auch andere anogenitale Tumore, wie Vulva‑, Vagina- und Analkarzinom, aber auch Oropharynxkarzinome. Vor allem die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 werden hier gefunden. Des Weiteren sind die HPV-Typen 6 und 11 ursächlich für die Entstehung von genitalen Warzen. Aber auch harmlose Hautwarzen werden von HPV verursacht. HPV-Impfstoffe sind sicher und hochwirksam, wenn vor der Impfung noch keine HPV-Infektion vorliegt. Systematische Reviews und Metaanalysen haben gezeigt, dass die HPV-Impfung eine HPV-Infektion, aber auch präkanzeröse Läsionen im Anogenitaltrakt und Genitalwarzen wirksam verhindert. Mittlerweile liegen erste direkte Hinweise vor, dass die HPV-Impfung die Inzidenz des Zervixkarzinoms reduziert. Die Impfquoten variieren weltweit je nach Impfprogramm und Akzeptanz des HPV-Impfstoffs in der Bevölkerung. Deutschland hat im Vergleich zu anderen europäischen Ländern niedrige Impfquoten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung in Deutschland für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Im Jahr 2018 waren nur die Hälfte aller 18-jährigen Mädchen in Deutschland vollständig gegen HPV geimpft. Organisierte Impfprogramme, bevölkerungsbezogen oder schulbasiert, sind notwendig, um hohe Impfquoten zu erreichen.

Volume 64
Pages 590 - 599
DOI 10.1007/s00103-021-03316-x
Language English
Journal Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz

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