HNO | 2021
Follow-up-II des Neugeborenen-Hörscreenings
Abstract
Mit der Einführung des Neugeborenen-Hörscreenings wurde die Evaluation hinsichtlich Qualität und Zielerreichung gefordert. Die vorliegende Studie evaluiert die Ergebnisqualität der größten Follow-up-II-Einrichtung Mittel- und Nordhessens von 2009 bis 2016. Die Daten von 2705 Neugeborenen wurden retrospektiv evaluiert. Analysiert wurde die zeitliche Entwicklung der jährlichen Patientenzahl, außerdem der Median von Erstvorstellungs‑, Diagnose- und Versorgungsalter jeweils in Abhängigkeit von Vorstellungsgrund und Diagnose. Von 2009 bis 2016 stieg die Anzahl der vorgestellten Neugeborenen um 91,4\u202f%. Neugeborene mit auffälligem Erstscreening bzw. mit Risikofaktoren wurden signifikant später vorgestellt als solche zum Erstscreening (5,3 bzw. 8,0 vs. 4,6 Wochen; p\u202f<\u20090,001). Permanent bzw. passager Hörgestörte wurden signifikant später vorgestellt und diagnostiziert als Normalhörende (Erstvorstellungsalter 6,1 bzw. 7,6 vs. 5,4 Wochen; p\u202f<\u20090,01 bzw. p\u202f<\u20090,001; Diagnosealter 11,4 bzw. 23,1 vs. 5,9 Wochen; p\u202f<\u20090,001). Eine permanente Hörstörung wurde im Alter von 14,1 Wochen versorgt. Von 2009 bis 2014 stiegen Erstvorstellungs- und Diagnosealter, die nachfolgend bis 2016 meist sanken. Erstvorstellungs- und Diagnosealter sind abhängig vom Vorstellungsgrund und der Diagnose. Trotz steigender Patientenzahlen konnten die Zielvorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) aufgrund einer effektiven und effizienten Organisationsstrukturierung der Follow-up-II-Einrichtung eingehalten werden. Voraussetzung für den Erfolg des Neugeborenen-Hörscreenings bildet jedoch die frühe Anbindung an eine Follow-up-II-Einrichtung, was derzeit noch optimiert werden kann.