Der Internist | 2021

Psychosoziale Arbeitsbelastungen und Erkrankungsrisiken

 

Abstract


Die moderne Arbeitswelt trägt über den Bereich der Berufskrankheiten hinaus in signifikanter Weise zur Entwicklung von Erkrankungen bei. Trotz technologischer Fortschritte und guter medizinischer Versorgung tragen insbesondere bestimmte, weit verbreitete psychosoziale Belastungen zu einer deutlichen arbeitsbedingten Krankheitslast bei. Sie fördern über die chronische Aktivierung psychobiologischer Stressreaktionen die Entwicklung verschiedener Krankheiten. Zu ihrer Identifizierung sind theoretische Konzepte erforderlich, mit deren Hilfe „toxische“ Konstellationen aus der Komplexität einer vielschichten Arbeitsumwelt herausgefiltert und auf einer allgemeinen Analyseebene benannt und gemessen werden. Die vorliegende Arbeit erörtert die gegenwärtig in der internationalen Forschung vorherrschenden Arbeitsstressmodelle und zeigt, welchen Beitrag sie zur Erklärung erhöhter Erkrankungsrisiken bei Beschäftigten leisten. Im Vordergrund stehen depressive Störungen und koronare Herzkrankheiten. Erhöhte relative Erkrankungsrisiken in einem Bereich zwischen 35 und 80\u202f% sind anhand von zwei – in prospektiven epidemiologischen Kohortenstudien mehrfach getesteten – Modellen nachgewiesen worden. Sie definieren Arbeitsstress als Ungleichgewicht zwischen hoher Anforderung und geringer Kontrolle bzw. hoher Verausgabung und niedriger Belohnung. Abschließend werden praktische Konsequenzen aus vorliegender Evidenz für die Gefährdungsbeurteilung und die betriebliche Gesundheitsförderung erörtert.

Volume 62
Pages 893 - 898
DOI 10.1007/s00108-021-01105-x
Language English
Journal Der Internist

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