Der Gynäkologe | 2021

Schlafstörungen in der Gynäkologie: Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit, Älter-Werden

 
 

Abstract


Das komplexe biologische Phänomen Schwangerschaft geht mit deutlichen Veränderungen des Schlafs einher. Ein- und Durchschlafstörungen, Atmungsstörungen und das Restless-Legs-Syndrom treten gehäuft auf. Melatonin ist einerseits der beste Biomarker unserer zirkadianen Rhythmik und fördert Schlaf, erfüllt andererseits auch als stärkstes bekanntes Antioxidans wichtige biologische Funktionen in der Reproduktion. Selbst der Geburtszeitpunkt und die Wehentätigkeit hängen mit nächtlichen Melatoninspiegeln zusammen. Die Säuglings- und Kleinkindphase beeinflusst den mütterlichen Schlaf deutlicher und anders als den Schlaf der Väter. Dem Eintritt der Menopause gehen niedrige nächtliche Melatoninspiegel voraus und sie bedeuten oft dramatisch verschlechterten Schlaf. Älter-Werden in einem industriell entwickelten Umfeld geht besonders für Frauen oft mit chronobiologisch nachteiligem Mangel an Tageslichtexposition in der Aktivitätsphase und erhöhter Kunstlichtexposition in der Ruhephase einher. Eine schlafmedizinisch fundierte Beratung kann schweren Schwangerschaftskomplikationen vorbeugen und die oft von Schlafproblemen geprägte Stillzeit einfacher machen. Schlaf, Gesundheit und Lebensqualität älterer Patientinnen können durch die Integration von psychologischen, schlafmedizinischen und chronobiologischen Faktoren in die frauenärztliche Versorgung verbessert werden.

Volume 54
Pages 783 - 790
DOI 10.1007/s00129-021-04844-y
Language English
Journal Der Gynäkologe

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