Der Pathologe | 2019

Liquid Biopsy im kolorektalen Karzinom

 
 
 

Abstract


Die routinemäßige molekulare Charakterisierung von Kolonkarzinomen erfolgt an Biopsien oder Resektaten. Dieser Goldstandard zur Klassifikation des Tumors kann jedoch die Tumorheterogenität nicht vollständig repräsentieren, denn eine Gewebeprobe stellt nur eine regionale Momentaufnahme dar. Zur Bestimmung des Mutationsprofils potenziell aller Tumorherde sowie zur Überprüfung des Mutationsstatus in regelmäßigen Abständen kann die minimal-invasive Liquid-Biopsy-Diagnostik verwendet werden. Dabei wird die im Blut zirkulierende, zellfreie DNA von Tumorzellen („circulating cell-free tumour DNA“, ctDNA) isoliert, die von apoptotischen oder nekrotischen Zellen freigesetzt oder aktiv von zirkulierenden Tumorzellen („circulating tumour cells“, CTCs) ins Blut abgegeben wird. Die Herausforderung bei der Analyse besteht in der geringen Menge an ctDNA im BIut und deren starker Fragmentierung sowie dem Vorliegen eines hohen Wildtyphintergrundes aufgrund von zellfreier DNA („cell-free DNA“, cfDNA), die von gesunden Zellen abgegeben wird. Dieser Übersichtsartikel beschreibt die Anwendungsfelder, das Potenzial und die Herausforderungen der ctDNA-Analyse im Allgemeinen und insbesondere in Bezug auf einen Einsatz zur Tumordiagnostik von kolorektalen Karzinomen (CRCs). Dabei wird besonders die Anwendung der Liquid Biopsy bei CRC-Patienten unter Anti-EGFR-Therapie diskutiert, weil das Monitoring zur Detektion von Resistenzmutationen (z.\u202fB. KRAS-Mutationen) von klinischer Relevanz ist. Außerdem wird die Konkordanz der gewebe- und blutbasierten Tumor-DNA-Analyse betrachtet und diskutiert, ob und inwieweit die Methodik der Liquid Biopsy den molekularpathologischen Standard der gewebebasierten DNA-Analyse zukünftig ergänzen kann.

Volume 40
Pages 244 - 251
DOI 10.1007/s00292-019-00698-3
Language English
Journal Der Pathologe

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