Der Pathologe | 2021

SARS-CoV-2/COVID-19-Auswirkungen auf die Plazenta

 
 
 

Abstract


Ein besonderes Augenmerk bei der durch das Severe-acute-respiratory-syndrome-Coronavirus‑2 (SARS-CoV-2) hervorgerufenen Coronaviruskrankheit 2019 (COVID-19) wurde von Beginn an auf die Gruppe der Schwangeren gelegt. Nach einer Einführung zur Immunabwehr der Plazenta und viralen plazentaren Infektionen, beschreiben wir die morphologischen Veränderungen der Plazenta bei SARS-CoV-2-Infektion der Mutter, ziehen Vergleiche zur SARS-Epidemie und diskutieren die Frage der vertikalen Transmission von SARS-CoV‑2 von der Mutter auf das Neugeborene. Die häufigsten pathologischen Befunde der Plazenta bestehen in Zeichen der maternalen und auch fetalen Malperfusion sowie immunologisch bzw. thromboinflammatorisch vermittelten Veränderungen. Es finden sich Infarkte, deziduale Vaskulopathie sowie Thromben im fetalen Kreislauf und Vermehrung avaskulärer Villi. Daneben zeigen sich in einigen Fällen Entzündungsreaktionen mit Villitis und Intervillositis sowie eine Vaskulitis fetaler Gefäße. Zudem konnte der Nachweis erbracht werden, dass SARS-CoV‑2 die Plazenta direkt infizieren kann. Somit ist auch eine vertikale Transmission möglich. Ein COVID-19-spezifisches Schädigungsmuster der Plazenta liegt bislang nicht vor, obwohl der Nachweis von fetaler Thrombovaskulitis, Villitis und Intervillositis sowie einer fetalen und maternalen Malperfusion in Analogie zu der bereits bekannten allgemeinen Pathophysiologie von COVID-19 (Entzündungsreaktion und Mikrozirkulationsstörung) interpretiert werden könnte. Der Nachweis viraler RNA in den fetalen Kompartimenten der Plazenta/der Nabelschnur zeugt von der vertikalen SARS-CoV‑2 Transmission.

Volume 42
Pages 591 - 597
DOI 10.1007/s00292-021-00952-7
Language English
Journal Der Pathologe

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