psychopraxis. neuropraxis | 2019

Multiple Sklerose: Erstdiagnose im höheren Lebensalter

 

Abstract


ZusammenfassungSpätmanifestationen der multiplen Sklerose (MS) werden oft länger nicht erkannt und stellen eine differenzialdiagnostische Herausforderung dar. Ihrer Seltenheit stehen zahlreiche altersspezifische Komorbiditäten gegenüber, die das Erkennen einer MS im Alter erschweren. Auch Magnetresonanztomographie(MRT)-Untersuchungen, die im jüngeren Erwachsenenalter einen sehr hohen Stellenwert in der MS-Diagnostik besitzen, verlieren im Alter wegen der zunehmenden Anzahl von Glioseherden an Spezifität. Die Untersuchung des Liquor cerebrospinalis, die in den neueren Diagnosekriterien an Bedeutung verloren hat, wird bei älteren Patienten fast immer zur Diagnosesicherung erforderlich sein. Die MS kann auch im höheren Lebensalter unterschiedlich verlaufen und die ursprünglich angenommene rasche Krankheitsprogredienz konnte in Untersuchungen der letzten Jahre nur teilweise bestätigt werden. Schubförmige Krankheitsverläufe, die man im höheren Lebensalter nicht mehr erwarten würde, waren in einigen Untersuchungen bei bis zu 50\u202f% der Patienten beobachtet worden. Nutzen und Risiken der kausal wirkenden Therapien sind bei älteren Patienten weitgehend unbekannt und bei Therapieentscheidungen gewissenhaft abzuwägen. Daher ist vor allem bei der Verwendung der neueren krankheitsmodifizierenden Medikamente große Vorsicht angezeigt.AbstractLate-onset multiple sclerosis (LOMS) is a\xa0diagnostic challenge. Multiple sclerosis(MS)-symptoms will be mistaken for age-related comorbidities which far exceed the low prevalence of LOMS. Magnetic resonance imaging, the most important modality for the clinical diagnosis of MS, loses its high specificity in patients with LOMS due to the increasing number of unspecific white matter lesions in the elderly population. The investigation of the cerebrospinal fluid which lost its significance in the most recent diagnostic criteria is still essential for the diagnosis of LOMS. The course of LOMS remains equivocal. The previous general assumption of a\xa0rapid course of the disease has only been partially confirmed. A\xa0relapsing–remitting course, which is unexpected in older MS patients, has been observed in up to 50% of patients with LOMS. The benefit–risk balance of disease-modifying therapies in older MS patients is still unknown. Therefore, great caution must be exercised when using the new and more potent substances for treatment of LOMS patients.

Volume None
Pages 1-6
DOI 10.1007/s00739-019-0576-5
Language English
Journal psychopraxis. neuropraxis

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