Wasser und Abfall | 2019

Prof. Dr.-Ing. Dr. sc. hc. Günther Garbrecht verstorben

 

Abstract


Am 23. Februar 2019 verstarb der Mentor der Erforschung des Wasserbaus in der Antike und Ehrenmitglied der DWhG Prof. Dr.-Ing. Dr. sc. h.c. Günther Garbrecht im Alter von 94 Jahren im Pflegeheim in Groß Schwülper bei Braunschweig. Geboren am 10. Januar 1925 in Schleswig-Holstein wuchs er im pommerschen Löcknitz auf, wo seine Eltern eine Fleischerei betrieben. Zeitlebens war er diesem Ort, der sich heute durch eine Vorbildfunktion in Bezug auf Toleranz gegenüber den östlichen Nachbarn in und aus Polen auszeichnet, innerlich stark verbunden. Von Löcknitz aus besuchte er als Fahrschüler ein Gymnasium in Stettin, erlangte dort vorzeitig das Abitur, um dann bei der Luftwaffe seinen Kriegsdienst zu absolvieren. Aus der Kriegsgefangenschaft entkommen, begann er nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in der Heimat sein Studium des Bauingenieurwesens an der TH Karlsruhe, nachdem er dort die obligatorischen Aufräumarbeiten bei der Trümmerbeseitigung absolviert hatte. Das Studium war durch Entbehrungen, vor allem in Bezug auf das tägliche Leben, gekennzeichnet. Bereits 1949 schloss er es mit Erfolg ab. Dann begann seine wissenschaftliche Laufbahn am Institut für Wasserbau bei Prof. Dr. Wittmann. In der Forschung, insbesondere im wasserbaulichen Versuchswesen, erlernte er die erforderliche Präzision für alle zu untersuchenden Modelle. Nach erfolgreicher Promotion über den „Wasserabfluss in gekrümmten Flussstrecken“ zog es ihn 1954 als Berater ins Ausland, genauer gesagt an die Technische Universität in Istan bul. Hier wirkte er drei Jahre bis 1957 und dann für weitere drei Jahre ebenfalls als Berater bei der staatlichen Wasserbauverwaltung DSI. Hier kümmerte er sich u. a. um die Funktionsfähigkeit alter Talsperren, sein erster Kontakt mit dem historischen Wasserbau. 1960 wurde er mit dem Aufbau und der Leitung des Lehrgebiets Wasserbau/Wasserwirtschaft an der 1956 neu gegründeten Middle East Technical University (METU) in Ankara betraut. Neun Jahre widmete er sich dieser Aufgabe mit Hingebung. In Anerkennung der dabei geleisteten Arbeit ver lieh ihm die METU 1981 die Ehrendoktorwürde. In die Phase der Arbeit an der MET U in Ankara fiel auch seine Begegnung mit Prof. Dr. Boehringer, damals Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und gleichzeitig Leiter der Ausgrabungen in Pergamon, der ihn zur Untersuchung wasserwirtschaftlicher Fragen in der antiken Metropole einlud. So begann ab 1967 seine Forschung zu Wasserversorgungsfragen und -problemen in der Antike. 1969 folgte der Verstorbene einem Ruf an die University of Zambia in Lusaka, wo er sich bis zum Oktober 1971 der gleichen Aufgabenstellung wie an der METU widmete. Danach begann sein bis 1987 dauerndes, erfolgreiches Engagement als Nachfolger von Prof. Dr. Zimmermann am Leichtweiß-Institut der TU Braunschweig. In der Lehre bildeten aktuelle Fragen aus der Wasser wirtschaft, bei den Stauanlagen und im Flussbau den Schwerpunkt. Das neu erbaute und 1973 bezogene Institut bot hervorragende Möglichkeiten in der praktischen Forschung mit Hilfe von Modellversuchen, die ihren Niederschlag in über 200 unveröffentlichten Stellungnahmen fanden. Ferner ermöglichten Forschungsstationen in Peru, Sambia und Saudi Arabien dem wissenschaftlichen Nachwuchs Auslandserfahrungen zu sammeln. Während seiner Zeit als Ordinarius in Braunschweig betreute Prof. Dr. Garbrecht 14 Doktorarbeiten, die meisten über aktuelle Fragestellungen im Wasserbau, verfasste über 100 Veröffentlichungen und in mehr als 200 öffentlichen Vorträgen berichtete er über die Arbeit am Institut auf nationaler und internationaler Bühne. Im Rahmen der Selbstverwaltung der Fakultät für Bauingenieurund Vermessungswesen war er darüber hinaus von 1980 bis 1983 Dekan. Aber auch bei nationalen und internationalen Organisationen engagierte sich Prof. Dr. Garbrecht. So war er maßgeblich an der Zusammenführung von Wasserbauorganisationen beteiligt, die letztendlich zur Gründung des DVWK, einer der Vorfahren der DWA, führten. Bei der International Commission on Irrigation and Drainage (ICID) initiierte er 1978 die Bildung einer Arbeitsgruppe „Geschichte“, die er dann selbst zehn Jahre leitete und zum fünfzigjährigen Jubiläum der International Association for Hydraulic Research (IAHR) organisierte er 1985 ein Symposium in Berlin. Seine Liebe aber galt der Erforschung der Geschichte des Wasserbaus immer in Zusammenarbeit mit forschenden Kollegen der Altertumswissenschaften. Gleich nach Beginn seiner Arbeit in Braunschweig wurden 1972 die Forschungen in Pergamon wieder aufgenommen und in vielen Kampagnen fortgesetzt. Die hervorragenden Ergebnisse dieser Arbeiten führten dazu, dass er 1981 mit der Frontinusmedaille ausgezeichnet wurde. 1982 folgte die Bauaufnahme und deren Interpretation vom Sadd el Kafara im Wadi Garawi, dem ältesten Hochdamm der Welt in Ägypten. Danach engagierte er sich 1985/86 bei den Untersuchungen der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur des historischen Resafa in Syrien. Im Herbst 1987 und Frühjahr 1988 wurde dann der Forschungsschwerpunkt auf geschichtlichem Gebiet nach Israel verlagert. Hier wurden die hydrotechnischen Anlagen der königlichen Winterpaläste aus der Zeit der Hasmonäer in Jericho aufgefunden, dokumentiert und analysiert. Zwischen den beiden Kampagnen in Jericho wurden im Januar/Februar 1988 die Feldarbeiten zur Erforschung des legendären Mörissees in der Fayoumdepression westProf. Dr.-Ing. Dr. sc. h.c. Günther Garbrecht © p riv at / Personalia / K arriere /

Volume 21
Pages 12 - 13
DOI 10.1007/s35152-019-0030-2
Language English
Journal Wasser und Abfall

Full Text