Zeitschrift für Bildungsforschung | 2019

Wirkungen und Wirkungswege einer Bildungsstandards-Reform: Die Sichtweise von Lehrpersonen und Schulleitungen in österreichischen Primarschulen

 
 
 

Abstract


ZusammenfassungDie Bildungsstandard-Reform in Österreich ist ein Beispiel für aktuelle Governance-Veränderungen in Schulsystemen. In der Logik evidenzbasierter Steuerung setzt sie normative und funktionale Erwartungen in Richtung einer Verbesserung von Unterrichtsprozessen und -ergebnissen durch individualisierenden, kompetenzorientierten Unterricht und durch gezielte Unterrichts- und Schulentwicklung auf der Basis der Rückmeldung von standardorientierten Kompetenztestergebnissen. Der Beitrag prüft durch die Analyse qualitativer Fallstudien dreier Primarschulen, wie Schulleiterinnen und Lehrerinnen diese Bildungsreform rekontextualisieren und inwieweit die durch die Reformpolitik postulierten Wirkungs- und Prozesserwartungen der Bildungsstandard-Reform, die in Form eines Wirkungsmodells rekonstruiert wurden, in den Primarschulen aufzufinden sind. Dabei zeigt sich, dass im Kontext der Bildungsstandard-Reform in den untersuchten Schulen tatsächlich Veränderungen des Unterrichts unterschiedlicher Qualität stattfanden, die von Anpassung an die neuen Testformate bis zu einer stärkeren Kompetenzorientierung des Unterrichts reichte. Von den – aufgrund des Wirkungsmodells erwarteten – Prozessen des Wirksamwerdens der Reform konnten zwei rekonstruiert werden: Durch die Bildungsstandard-Reform geschieht ein Aufbau von Erwartungen, der durch die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien verstärkt wird. Von Datenfeedback, der Einbeziehung von Stakeholdern der Schule sowie von neuen Notwendigkeiten zur innerschulischen Koordination scheinen dagegen weniger Entwicklungsimpulse auszugehen.AbstractThe performance standards reform in Austria is an exemplar of contemporary governance changes in school systems. Following the logic of “evidence-based governance” it sets normative and functional expectations for improving the schools’ processes and outcomes through individualized and competence-oriented learning and through well-focused teaching improvement by using data feedback about student competences. The paper uses qualitative case studies of three Austrian primary schools for studying how teachers and school leaders interpret this policy and whether or not the effects and processes proposed by this reform are reflected by their perceptions and experiences. By analyzing qualitative case studies of three primary schools, the article examines how principals and teachers reconstruct this educational reform and to what extent the expected effect and processes (which were reconstructed in a\xa0“conceptual model”) are found in the primary schools under study. The results indicate that there were actually changes in teaching (of different quality, ranging from adaptation to the new test formats to a\xa0more competence-oriented teaching) in the three case schools. Two of the change processes expected by the “impact model” have been reconstructed: the educational standard reform is “setting expectations”, which are reinforced by the “provision of teaching materials”. By contrast, “data feedback”, “stakeholder involvement” as well as new needs for “in-school coordination” seem to have less developmental momentum.

Volume None
Pages 1-20
DOI 10.1007/s35834-019-00239-1
Language English
Journal Zeitschrift für Bildungsforschung

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