Zeitschrift Fur Gastroenterologie | 2019

Die primäre chologene Diarrhö in einer gastroenterologischen Praxis

 

Abstract


Die primare chologene Diarrho (PCD) wurde bei ihrer Erstbeschreibung 1976 als sehr seltene Erkrankung angesehen, heute wird die Inzidenz auf >\u200a1\u200a% geschatzt. Das diagnostische Instrumentarium ist unterschiedlich verfugbar und es gibt in Deutschland keine einheitliche Empfehlung zur Diagnostik. Die PCD wird immer noch zu selten diagnostiziert. Seit Anfang der 90er Jahre haben wir die Probebehandlung mit Colestyramin und anschliesende Bestatigung durch den Gallensaureresorptionstest (SeHCAT-Test) mit einer 7-Tage-Retention von 20\u200a% als Schwellenwert zum Nachweis der chologenen Diarrho (CD) in unser diagnostisches Vorgehen aufgenommen. Ausgewertet werden konnten 70 Patienten mit positiver Probebehandlung zwischen April 1991 und Marz 2017, von denen 60 mit SeHCAT-Test untersucht wurden. Nicht aufgenommen wurden Patienten mit CD Typ 1 oder Typ 3, ausgenommen Z.\u200an. Cholezystektomie. 85\u200a% (35/41) der Patienten mit PCD blieben bei einer Nachbeobachtungszeit von median 8,3 (1\u200a–\u200a23,6) Jahren behandlungsbedurftig, davon nahmen 68,6\u200a% (24/35) Colestyramin, 31,4\u200a% (11/35) andere Antidiarrhoika. 14,6\u200a% (6/41) berichteten eine Spontanremission nach median 2,9 (0,7\u200a–\u200a5,7) Jahren. In der Gruppe von Patienten mit CD nach Cholezystektomie waren 82\u200a% (8/11) nach median 7,7 (1\u200a–\u200a24,5) Jahren weiter behandlungsbedurftig, 8 nahmen Colestyramin, ein Patient keine Medikamente, zwei Spontanremissionen. Alle acht Patienten mit normalem SeHCAT-Test (7-Tage-Retention >\u200a20\u200a%) wurden nach median 3,6 (1,2\u200a–\u200a6,3) Monaten wieder beschwerdefrei. Auch 70\u200a% (7/10) der Patienten ohne Bestatigung durch den SeHCAT-Test waren nach median 4,3 (3,7\u200a–\u200a18,3) Jahren weiter behandlungsbedurftig. Mit der Probebehandlung allein steht die Diagnose einer CD auf schwachen Fusen. Sie ist aber ubiquitar verfugbar und sollte im diagnostischen Algorithmus der chronischen Diarrho einen festen Platz haben, wenn andere Verfahren nicht zur Verfugung stehen. Durch den primaren Einsatz des SeHCAT-Tests ist nach aktueller Literatur eine deutlich hohere diagnostische Ausbeute zu erwarten und eine Einsparung unnotiger Folgeuntersuchungen moglich. Die therapeutischen Konsequenzen sind wegen der bekannten Limitationen des Colestyramin jedoch begrenzt. Eine besser vertragliche und zugelassene Alternative fur Colestyramin wird dringend benotigt.

Volume 57
Pages 734-739
DOI 10.1055/A-0825-2437
Language English
Journal Zeitschrift Fur Gastroenterologie

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