Physioscience | 2019

Der physiotherapeutische Takt

 
 
 

Abstract


Hintergrund\u2002Die Interaktion zwischen Patienten und Therapeuten gilt als unspezifischer Wirkfaktor in der physiotherapeutischen Behandlung. Neben praktischen, interpersonalen und kommunikativen Fahigkeiten beeinflussen organisatorische Rahmenbedingungen die Interaktion. Ziel\u2002In dieser Arbeit erfolgte eine handlungsfeldspezifische Analyse der Interaktion zwischen Patienten und Therapeuten in ambulanten Physiotherapiepraxen. Dabei wurde der Frage nachgegangen, welche Merkmale die Interaktion in der ambulanten Praxis charakterisieren und welche Bedeutung die Rahmenbedingungen der ambulanten Praxis in diesem Zusammenhang haben. Methode\u2002Die Studie wurde gemas der Grounded Theory nach Corbin und Strauss konzipiert 1 2 . Das Datenmaterial umfasste Videoaufzeichnungen von Behandlungen, Protokolle des lauten Denkens der aufgezeichneten Behandlungen, Feldprotokolle von Beobachtungen und Transkriptionen von Interviews. Nach dem Prinzip des Contrast Samplings wurden nach Rahmenbedingungen und Therapeutenmerkmalen differenzierte Situationen aufgenommen. Das Datenmaterial wurde transkribiert und interpretativ-kodierend ausgewertet. In die Studie waren insgesamt 9 in ambulanten Praxen arbeitende Therapeuten eingeschlossen. Ergebnisse\u2002Der Takt der ambulanten Physiotherapiepraxis wurde ausgehend von der zentralen Anforderung „immer im Takt bleiben“ definiert. Organisatorisch-strukturelle, therapeutisch-inhaltsbezogene und beziehungsbezogene Aufgaben sind Dimensionen dieses Takts. Sie verdeutlichen, dass pauschale Zeitvorgaben einem situationsspezifischen und patientenzentriertem Vorgehen entgegenstehen. Schlussfolgerung\u2002Der Takt der ambulanten Physiotherapiepraxis eroffnet eine Perspektive auf Anforderungen in der ambulanten Praxis. Dieser stellt ein heuristisches Modell dar, welches den gelungenen Umgang mit den Widerspruchlichkeiten beschreibt und insbesondere die situations- und beziehungsbezogenen Aspekte berucksichtigt.

Volume 15
Pages 113-123
DOI 10.1055/A-0965-5898
Language English
Journal Physioscience

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