Der Nuklearmediziner | 2019

Morphologische Diagnostik und genetische Alterationen von Schilddrüsentumoren mit Follikelzelldifferenzierung

 
 

Abstract


Die morphologische Diagnostik von Schilddrusentumoren dient in erster Linie dem klinischen Management. Die Feinnadelbiopsie (FNB) soll eine Entscheidungshilfe fur oder gegen eine Operation sein; der intraoperative Gefrierschnitt soll das Operationsausmas mitbestimmen und Zweitoperationen vermeiden helfen. Die beiden letztgenannten Methoden haben aber betrachtliche Limitationen, sodass in vielen Fallen die morphologische Dignitatsbestimmung erst in der endgultigen Paraffinhistologie gelingt, wobei fur die exakte Diagnosefindung auch der Einsatz der Immunhistochemie und zunehmend molekularpathologischer Analysen zur Verfugung stehen. Die klassische Unterteilung der Schilddrusentumoren in benigne und maligne wurde nach der 2017 veroffentlichen WHO-Klassifikation um die Gruppe der Neoplasien mit unsicherem/(extrem) geringem Malignitatspotenzial erweitert. Durch die Etablierung der „nicht invasiven follikularen Neoplasie mit PTC-aquivalenten Kernmerkmalen (NIFTP)“ wird erstmalig aufgrund des erwiesenen indolenten biologischen Verhaltens eine Subgruppe von nach bisherigen Diagnosekriterien als gekapselte follikulare Variante des papillaren Karzinoms (FV-PTC) klassifizierte Tumoren nicht mehr als Krebs bezeichnet, wodurch den betroffenen Patienten sowohl eine Ubertherapie als auch die psychologische Belastung durch die Krebsdiagnose erspart wird. Der in der Pathologie erhobene Befund von Schilddrusenneoplasien beruht zwischenzeitlich auf einer Reihe durchaus subtiler morphologischer und/oder molekularpathologischer Kriterien. Dieser Befund ist aber der entscheidende Parameter des weiteren Managements der betroffenen Patienten/Patientinnen, was auch masgeblich die Nuklearmedizin betrifft. Daruber hinaus bietet die Nuklearmedizin auserst vielversprechende neue diagnostische und auch therapeutische Ansatze zur Behandlung des Schilddrusenkarzinoms.

Volume 42
Pages 194-205
DOI 10.1055/a-0916-6604
Language English
Journal Der Nuklearmediziner

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