Klinische Monatsblatter Fur Augenheilkunde | 2019
Stellenwert der optischen Kohärenztomografie-Angiografie bei neuroophthalmologischen Erkrankungen
Abstract
Die optische Koharenztomografie-Angiografie (OCTA) ist eine der am intensivsten untersuchten Neuentwicklungen in der bildgebenden Ophthalmologie der letzten Jahre. Dabei fand diese nicht invasive Bildgebung von retinalem, chorioidalem und peripapillarem Blutfluss initial Anklang in der Retinologie und neuerdings auch zunehmend Beachtung in der neuroophthalmologischen Diagnostik. Besonderes Interesse wurde auf Erkrankungen gelegt, bei denen eine vaskulare Pathogenese diskutiert wird, wie die nicht arteriitische und die arteriitische anteriore ischamische Optikusneuropathie (NAION und AAION). Zahlreiche Studien demonstrierten eine Rarefizierung des peripapillaren Gefasnetzes und einen reduzierten Blutfluss in NAION- und in AAION-Patienten im Vergleich zu gesunden Patienten. Dabei korreliert das Ausmas des Gefasschadens mit der Schwere der Optikusatrophie. Ahnliche Ergebnisse treffen auch fur Optikusatrophien anderer Ursachen zu (z.\u200aB. Drusenpapille, hereditare Optikusatrophien usw.). Die genauen Kausalzusammenhange zwischen Optikusneuropathie und Blutflussminderung bleiben vorerst jedoch unklar und mussen in zukunftigen Untersuchungen adressiert werden. Bei einigen Erkrankungen scheint die OCTA auch von differenzialdiagnostischem Wert zu sein. Bei Hamangioblastomen lieferte sie besonders bei grosen und breitbasigen Befunden relevante Mehrinformationen im Vergleich zur Fluoreszenzangiografie und kann die hamangioblastomtypischen Gefasnetze und die zufuhrenden Gefase darstellen. Diese Ubersicht fasst die neuen Informationen der OCTA-Studien zu neuroophthalmologischen Erkrankungen zusammen und hinterfragt diese bez. Relevanz und Mehrwert in der klinischen Anwendung. Zukunftig ist zu erwarten, dass die OCTA durch longitudinale Studien mit groseren Fallzahlen Normwerte liefert, relevante Durchblutungsveranderungen bei verschiedensten Krankheitsbildern tiefgreifender analysiert und moglicherweise zu differenzialdiagnostischen und therapeutischen Zwecken beitragen wird.