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Eine soziolinguistische Betrachtung von parce que-Strukturen in Synchronie und Diachronie

 

Abstract


Die Dissertation legt ihren Schwerpunkt auf die synchronische und diachronische Variation im Gebrauch der franzosischen Kausalkonjunktion parce que sowie auf die Interaktion mit den ausersprachlichen Variablen Alter und sozioprofessionelle Kategorie. Basierend auf vorausgehenden makrodiachronischen Studien, die Anhaltspunkte dafur liefern, dass die Konjunktion einen Prozess der Pragmatikalisierung durchlaufen hat und weiterhin durchlauft, wurde ein Untersuchungskorpus von 56 Interviews aus den diachronisch distinkten Korpora ESLO1, ESLO2 und LangAge extrahiert. Dieses Untersuchungskorpus diente als Grundlage fur Panelstudien und Trendstudien, die darauf ausgerichtet waren, die Pragmatikalisierung von parce que aus einem mikrodiachronischen Gesichtspunkt zu verifizieren. Zusatzlich zu der diachronischen Perspektive wurde eine synchronische Perspektive eingenommen, um die Variation im Gebrauch der Konjunktion so einem diachronischen Phanomen wie dem age grading oder der apparent time zuordnen zu konnen. Ausgehend von der Theorie der Konstruktionsgrammatik wurden parce que enthaltende Konstruktionen bottom-up annotiert und in funf Pragmatikalitatsgrade kategorisiert (pra0–pra4). Diese wurden anschliesend quantifiziert und in Abhangigkeit des Geburtsjahres und der sozioprofessionellen Kategorie der (mannlichen) Sprecher mithilfe mehrerer R-Modelle wie ctrees, trees, lm, hclust und kmeans analysiert. \nDie Frequenzentwicklung der Pragmatikalitatsgrade bestatigte die Pragmatikalisierungshypothese in einem mikrodiachronischen Rahmen. Zudem konnte ein quantitativer Ruckgang im Gebrauch der Konstruktionen am nicht- oder weniger pragmatikalisierten (pra0, pra1) Pol festgestellt werden, wahrend Verwendungsweisen hoherer Pragmatikalisierungsgrade (pra2–pra4) uber 40 Jahre vergleichsweise stabil blieben. \nObwohl fur pra2 kein signifikanter Wandel hervortrat, wies dessen Entwicklung bei den Sprechern im mittleren Lebensalter sowie das synchronische Muster in Abhangigkeit von Alter (oder Geburtsjahr) und von sozioprofessioneller Kategorie dennoch in Richtung einer zugrundeliegenden diachronischen Variation. Diese konnte als ein durch die sozialen Transformationen der 1960er und 1970er Jahre katalysiertes Phanomen des age grading interpretiert werden. Fur die naher am pragmatischen Pol situierten Gebrauchsweisen (pra3 und pra4) konnte keine klare Tendenz ermittelt werden. \nDie Ergebnisse fordern diachronische Konzepte wie age grading und apparent time heraus, indem sie die Simplizitat der zugrundeliegenden Mechanismen sowie die gangigen Methoden, diese zu identifizieren, infrage stellen.

Volume None
Pages None
DOI 10.25932/PUBLISHUP-51396
Language English
Journal None

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