Die Musikforschung | 2021

deutsche Orgeltabulatur des siebzehnten Jahrhunderts im Besitz der University of Michigan

 

Abstract


Eine deutsche Orgeltabulatur in der Graduate Library der University of Michigan in Ann Arbor (Siglum M2.1.T12) blieb bemerkenswerterweise in der internationalen Literatur unbekannt, bis sie aus Versehen in RISM, Band B VII, unter dem Titel Handschriftlich uberlieferte Lautenund Gitarrentabulaturen des 15. bis 18. Jahrhunderts, zusammengestellt von Wolfgang Boetticher (hier kunftig als RISM B VII bezeichnet)1, aufgenommen wurde. Die Tabulatur war das Thema einer Dissertation von Robert E. Smith, die sich hauptsachlich mit dem musikalischen Stil der darin enthaltenen Werke befaste2. Die Tabulatur ist kurz in dem Katalog Medieval and Renaissance Music Manuscripts Exhibition, Januar und Februar 1953, des Toledo (Ohio) Museum of Art beschrieben worden. Das Manuskript wurde am 18. Oktober 1949 von der University of Michigan von Sotheby and Co. in London fur £20 beim Verkauf des musikalischen Teils der Bibliothek des Barons Horace de Landau erworben3. Der Baron, 1824 in Brody in der Ukraine geboren4, stieg zu einer hohen Position im Bankinstitut der Rothschild-Familie auf, stand dessen Niederlassung in Turin vor und wurde der Privatbankier von Konig Viktor Emanuel. Er war ein Kunstund Literaturliebhaber und erwarb 1864 die Villa „alla Pietra auserhalb von Florenz, welche er mit einer herrlichen Sammlung von Gemalden, Buchern, Manuskripten und anderen Kunstgegenstanden anfullte. 1885 und 1890 gab er einen Katalog seiner Bibliothek heraus, welcher viele musikalische Schatze, nicht aber die Tabulatur, die hier behandelt wird, verzeichnete5. Nach seinem Tod im Jahr 1903 furchtete die italienische Regierung, das die Sammlung zerstreut werden wurde, aber die Enciclopedia Italiana di Scienze, Lettere ed Arti berichtete 1933, das die kostbare Sammlung von der Erbin J.Finaly erhalten und vergrosert werden wurde6. Es ist nicht klar, wann und woher die Tabulatur in die Bibliothek des Barons gekommen ist. Die folgende Bemerkung auf der Innenruckseite des Einbands identifiziert einen fruheren Besitzer, vermutlich auch aus Italien, der das Buch wegen seines hohen Alters aufbewahrte: „Questo libro e conservato da me Fabricio Berti7 per la sua antichita 1744. Berti schrieb auch seitwarts uber f. 173v: „Conservo questo lib[ro] und seinen Nachnamen auf die vordere

Volume None
Pages None
DOI 10.52412/mf.1981.h2.1636
Language English
Journal Die Musikforschung

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