Bernoulli-Paradoxon: Wie stellt der unendliche Erwartungswert unser ökonomisches Denken in Frage?

In der Welt der Wirtschaft ist die Hypothese des erwarteten Nutzens der Eckpfeiler vieler Theorien, die das Verhalten von Entscheidungsträgern angesichts von Unsicherheit mathematisch zu beschreiben versuchen. Die Hypothese des erwarteten Nutzens geht davon aus, dass rationale Akteure die Option wählen, die ihren Nutzen maximiert, wobei der Nutzen ihre subjektive Zufriedenheit mit verschiedenen Optionen darstellt. Angesichts bestimmter experimenteller psychologischer Daten scheint diese Theorie jedoch an ihre Grenzen zu stoßen. An diesem Punkt löste das Bernoulli-Paradoxon ein neues Denken aus und stellte die langjährigen Wirtschaftstheorien in Frage.

Vielleicht ist das, was wir manchmal für Rationalität halten, in Wirklichkeit nur ein subjektives Urteil?

Das Bernoulli-Paradoxon geht auf sein 1713 aufgestelltes Petersburger Paradoxon zurück, das besagt, dass es angesichts der Entstehung unendlicher Erwartungswerte bei bestimmten Wetten schwer verständlich ist, warum sich Menschen dennoch dafür entscheiden, nicht an diesen Wetten teilzunehmen. Dies hat eine Reflexion über die Erwartungsnutzentheorie ausgelöst und uns dazu veranlasst, die Beziehung zwischen Risiko und Nutzen neu zu bewerten.

Bernoulli war der Ansicht, dass der Nutzengewinn für die Menschen nicht linear sein sollte, und schlug vor, den erwarteten Geldwert durch eine nichtlineare Nutzenfunktion zu ersetzen. Diese Ansicht impliziert, dass der Nutzen zusätzlichen Geldes für eine bereits wohlhabende Person weitaus geringer ist als für eine arme Person. Er betonte außerdem, dass der von Einzelpersonen erzielte Nutzen einen abnehmenden Grenznutzen hat, d. h. mit zunehmendem Wohlstand sinkt der zusätzlich empfundene Nutzen.

Ein Spieler strebt nicht nach dem erwarteten finanziellen Gewinn, sondern nach der moralischen Erwartung, die er damit erfüllt.

In diesem Zusammenhang nimmt die von Bernoulli entwickelte Nutzentheorie nicht nur eine wichtige Stellung in der mathematischen Ökonomie ein, sondern bietet uns auch einen ausgefeilteren Rahmen für die Entscheidungsfindung als die einfache Verwendung erwarteter Werte. Diese Theorie hat eine Vielzahl neuer ökonomischer Perspektiven inspiriert, insbesondere in der Sozialpsychologie und Verhaltensökonomie.

Seit Frank Ramsey 1926 den Ramsey-Darstellungssatz vorgeschlagen hat, forschten die Wirtschaftswissenschaftler weiter darüber, wie Subjektivität und Unsicherheit in die Entscheidungsfindung einbezogen werden können. Ramsey ist davon überzeugt, dass das Verständnis der Entscheidungen und Vorlieben einzelner Personen uns dabei helfen kann, ihr Verhalten vorherzusagen. Dadurch wurde den Wissenschaftlern ein psychologisches Modell für persönliche Entscheidungen an die Hand gegeben und – was noch wichtiger ist – das traditionelle Verständnis rationaler Entscheidungen überarbeitet.

In den 1950er Jahren schlug der amerikanische Statistiker Leonard Savage eine Reihe von Axiomen zur Lösung des Problems der Nutzenvorhersage vor und etablierte einen umfassenderen Rahmen, der es uns ermöglicht, in unsicheren Situationen eine theoretische Grundlage für eine Entscheidung zu haben. Seine Theorie basiert auf beobachtbaren Entscheidungen, integriert subjektiven Nutzen mit individuellen kognitiven Präferenzen und bildet darüber hinaus einen der Eckpfeiler der modernen Verhaltensökonomie.

Wir sind neutral gegenüber Unsicherheit und beobachtbares Verhalten reicht aus, um zukünftige Ergebnisse vorherzusagen?

Die Konzepte von Nutzen und Erwartungswert sind bei vielen Menschen tief im Gedächtnis verankert. Doch je tiefer man in die Theorie eindringt, desto deutlicher wird, dass viele bekannte und als selbstverständlich erachtete Dinge in Wirklichkeit voller Ungewissheit stecken. Ebenso haben verschiedene Menschen unterschiedliche Risikopräferenzen und Wahrnehmungen hinsichtlich desselben Ereignisses. Dies bringt uns zu einer wichtigen Diskussion in der Verhaltensökonomie: Wie beeinflussen die Präferenzen der Akteure kollektive Entscheidungen?

Im Laufe der Zeit sind in der Wirtschaftsgemeinschaft viele neue Theorien zur Erklärung und Erweiterung der Erwartungsnutzenhypothese entstanden, wie etwa die Prospekttheorie und die Theorie der begrenzten Rationalität, die versuchen, die Lücke zwischen menschlichem Verhalten und Wirtschaftstheorie zu schließen. Die Entwicklung dieser Konzepte hat uns ein tieferes und differenzierteres Verständnis wirtschaftlicher Entscheidungsfindung ermöglicht.

Wenn Menschen also damit beschäftigt sind, Konsum- und Investitionsentscheidungen zu treffen, sollten sie vielleicht innehalten und darüber nachdenken, ob es dabei ums Geld geht oder darum, anderen zu helfen. Sind es die tieferen psychologischen und verhaltensbezogenen Motivationen hinter den scheinbar rationalen Entscheidungen, die unsere Entscheidungen wirklich beeinflussen?

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