Im Zuge der Stadtentwicklung sind Verkehrsstaus zu einer großen Herausforderung für Städte auf der ganzen Welt geworden. Um diesem Problem zu begegnen, entscheiden sich lokale Regierungen häufig dafür, Verkehrsprobleme durch den Ausbau von Straßen zu lösen. Doch ist diese Maßnahme wirklich wirksam? Ökonomen haben uns tiefgreifende Einblicke in das Konzept der „induzierten Nachfrage“ gewährt und uns so dabei geholfen, die Wahrheit hinter den Verkehrsstaus aufzudecken.
Bei der induzierten Nachfrage handelt es sich um das Phänomen, dass eine Erhöhung des Angebots zu einer Senkung der Preise und einer Steigerung des Konsums führt. Wird eine Straße erweitert, werden aufgrund der neuen Kapazität mehr Autofahrer diese nutzen, was zu einem raschen Wiederanstieg des Verkehrsaufkommens führt und letztlich die Vorteile des Ausbaus zunichte macht.
Seit den 1980er Jahren kamen zahlreiche Studien zu einem ähnlichen Schluss: Der Ausbau von Straßen löst das Verkehrsstauproblem möglicherweise nicht grundsätzlich. Nach dem Ausbau der Straßen in vielen Städten nahm das Verkehrsaufkommen nicht ab, sondern die neu gebauten Straßen zogen sogar noch mehr Fahrzeuge an, was zu neuen Staus führte. Schlimmer noch: Langfristig wird dies zu einer Ausweitung der Stadtgrenzen führen und den Transportbedarf weiter erhöhen.
Wie der Stadtplanungsexperte Jeff Speck sagte: „Die induzierte Nachfrage ist ein großes schwarzes Loch in der Stadtplanung. Fast alle Fachleute geben dies zu, aber fast niemand ist bereit, etwas zu unternehmen.“ Diese Aussage enthüllt eine beängstigende Realität in der Verkehrsplanung : Obwohl wir die möglichen Folgen des Straßenausbaus kennen, treffen wir dennoch solche Entscheidungen.
Laut vielen Studien beträgt die Elastizität der Verkehrsnachfrage kurzfristig -0,5 und langfristig -1,0. Das bedeutet, dass eine Einsparung von 1 % der Reisezeit kurzfristig zu einer Verkehrszunahme von 0,5 % führt. und langfristig eine Verkehrssteigerung von 0,5 %. Steigerung des Verkehrsaufkommens um 1 %.
Bei Diskussionen zur Verkehrsplanung können die Quellen induzierter Nachfrage in kurzfristige und langfristige unterteilt werden. Kurzfristig könnte die erweiterte Straße dazu führen, dass Anwohner aus der Umgebung mehr Auto fahren. Beispielsweise könnten Anwohner, die ursprünglich öffentliche Verkehrsmittel nutzten, auf das Auto umsteigen. Auf lange Sicht könnten die Menschen bei sinkenden Transportkosten dazu neigen, weiter weg zu wohnen, was wiederum die Pendeldistanzen weiter verlängern und schließlich zu Staus während der Stoßzeiten führen könnte.
Studien haben gezeigt, dass in vielen Großstädten mit zunehmender Straßenkapazität das tatsächliche Verkehrsaufkommen oft die Erwartungen übersteigt. Eine Studie in Kalifornien stellte beispielsweise fest, dass bei jeder Erhöhung der Straßenkapazität um 10 % das Verkehrsaufkommen innerhalb von vier Jahren um 9 % zunahm. Dies zeigt nicht nur, dass der Ausbau von Straßen oft keine Verkehrsreduzierung bewirkt, sondern im Gegenteil zu einem Nachfrageschub führt und die Umweltbelastung zusätzlich erhöht.
„Der Versuch, Verkehrsstaus durch die Erhöhung der Straßenkapazität zu beseitigen, ist wie der Versuch, Fettleibigkeit durch die Lockerung des Gürtels zu heilen.“ Dieses Zitat verdeutlicht, wie sinnlos die Strategie des Straßenausbaus bei der Lösung städtischer Verkehrsprobleme ist.
Der Straßenausbau ist jedoch nicht nur eine technische Angelegenheit; er wirft auch tiefer gehende soziale und ökologische Fragen auf. Mehr Verkehr führt zwangsläufig zu höheren Kohlendioxid-Emissionen. Diese Tatsache lässt sich angesichts des Klimawandels, mit dem wir derzeit weltweit konfrontiert sind, nicht ignorieren. Darüber hinaus zerstörte der Straßenausbau das ursprüngliche natürliche Ökosystem und beeinträchtigte die Lebensqualität der Anwohner.
Im Gegensatz dazu konnten einige Städte, wie etwa Bogotá in Kolumbien, durch die Einführung einer Fahrradinfrastruktur schrittweise eine Verringerung der Verkehrsstaus beobachten. Die Erfolgsgeschichte Bogotás ist ein Beispiel für die Kombination aus innovativer Verkehrsplanung und nachhaltiger Entwicklung. Sie macht das Fahrrad zu einem wichtigen Hilfsmittel für die tägliche Fortbewegung und reduziert so wirksam den Verkehr.
Diese Forschungsergebnisse geben uns Anlass, intensiver über die Lösung des Verkehrsproblems nachzudenken: Sollten wir die Straßen ausbauen, um der steigenden Verkehrsnachfrage gerecht zu werden, oder nach innovativeren und umweltfreundlicheren Alternativen suchen? Wenn das Ziel einer Stadt darin besteht, die Lebensqualität ihrer Bewohner tatsächlich zu verbessern, wie sollte dann die Verkehrsplanung angepasst werden?