In der Welt der Mäuse beeinflusst ein Retrovirus namens Maus-Mammatumorvirus (MMTV) unbemerkt die Tumorbildung. Als durch Muttermilch übertragenes Virus weckt MMTV nicht nur die Neugier der heutigen Krebsforscher, sondern offenbart auch die komplexe Beziehung zwischen Krebs und Viren. In diesem Artikel wird genauer untersucht, wie sich dieses Virus auf die Bildung und Entwicklung von Tumoren bei Mäusen auswirkt.
Das Maus-Mammatumorvirus wurde erstmals 1936 von John Joseph Bittner bei Forschungen am Jackson Laboratory in den USA entdeckt. Bitney wies auf die Existenz eines „Milchfaktors“ hin, eines Krebsfaktors, der durch die Muttermilch krebskranker Mütter auf die Welpen übertragen werden kann. Obwohl die meisten Brusttumore bei Mäusen durch MMTV verursacht werden, ist sein Übertragungsmechanismus sehr komplex und bedarf weiterer Erforschung.
Mehrere Mäusestämme sind Träger des MMTV-Virus. Die Übertragung dieser Viren erfolgt überwiegend vertikal über die Muttermilch, sie können aber auch durch eine endogene Infektion entstehen. Wenn die Muttermilch über den Verdauungstrakt in die Welpen gelangt, infiziert das Virus die Makrophagen und Lymphozyten im Körper der Welpen und beginnt so seinen Lebenszyklus.
MMTV gilt nicht nur als einfaches Retrovirus, sondern neuere Studien haben gezeigt, dass es auch ein selbstregulierendes mRNA-Transporterprotein namens Rem kodiert, das dem Rev-Protein des menschlichen Immundefizienzvirus (HIV) ähnelt. Es wurde das erste zusammengesetzte Maus-Retrovirus, das dokumentiert werden soll.
Als Retrovirus hat MMTV die Fähigkeit, sein Genom in das Genom des Wirts einzufügen. Wenn das virale RNA-Genom rückwärts in DNA transkribiert wird, wird dieser Zwischenzustand als „Provirus“ bezeichnet. Wird virale DNA in die Nähe eines Wirtsgens oder in dieses eingefügt, kann dies die Expression dieses Gens verändern und dadurch Onkogene produzieren, die Krebs auslösen können. Insbesondere könnte ein virales Genom nur dann zur Entstehung von Krebs führen, wenn es die Expression eines Onkogens verändert.
Endogenes MMTV reagiert auf eine Vielzahl von Hormonen, die die normale Brustentwicklung und Laktation regulieren. Insbesondere während der Pubertät beginnt das Virus, seine Boten-RNA in östrogenempfindlichen Geweben zu exprimieren, was dazu führt, dass alle Brustzellen aktive Retroviren enthalten und sich im Genom replizieren.
Die lange terminale Wiederholung (LTR) von MMTV enthält ein Glukokortikoid-Reaktionselement und ist daher ein hervorragendes Tiermodellsystem zur Untersuchung von Krankheiten, die dem menschlichen Brustkrebs ähnlich sind.
In vielen Studien zum Thema Brustkrebs wurde MMTV als Promoter eingesetzt. In diesen Modellen wurde der MMTV-Promoter verwendet, um eine Maus zu schaffen, die eine brustkrebsähnliche Krankheit entwickelt. Insbesondere hat sich das MMTV-PyMT-Modell als zuverlässiges Modell für die Metastasierung von Brustkrebs erwiesen, das Polyoma-Central-T-Antigen wurde jedoch im menschlichen Brustkrebs nicht gefunden.
Durch die eingehende Erforschung des Maus-Mammatumorvirus verfügt die wissenschaftliche Gemeinschaft über ein umfassenderes Verständnis der Auswirkungen von Viren auf die Tumorbildung. Doch in diesem Zusammenhang müssen wir uns fragen, ob MMTV und andere ähnliche Viren in der zukünftigen Krebsforschung neue Inspiration und Richtung für den menschlichen Kampf gegen den Krebs liefern können.