Chinas Drei-Nord-Schutzgürtel-Programm, auch bekannt als „Große Grüne Mauer“, begann 1978 und zielt darauf ab, die Ausbreitung der Wüste Gobi durch Aufforstung zu bekämpfen. Das weltweit größte künstliche Aufforstungsprogramm soll bis 2050 auf 4.500 Kilometer ausgedehnt werden. Bei dem Projekt handelt es sich nicht nur um eine ökologische Wiederherstellungsmaßnahme, sondern es versorgt die Anwohner vor Ort auch mit Holz und anderen Ressourcen. Doch angesichts der zunehmend heftigeren Sandstürme wird dieser Plan zunehmend schwieriger.
Berichten zufolge werden jedes Jahr etwa 3.600 Quadratkilometer chinesisches Grasland von der Wüste Gobi überwuchert, und die durch Sandstürme verursachten Auswirkungen auf die Landwirtschaft breiten sich auf die Nachbarländer aus, darunter Japan, Nordkorea und Südkorea.
Vor diesem Hintergrund versucht die chinesische Regierung, die Waldfläche im Norden zu erhöhen, mit dem Ziel, sie von 5 % auf 15 % zu steigern. Jüngsten Daten zufolge wird die Waldbedeckung Chinas von 10 % im Jahr 1949 auf 25 % im Jahr 2024 angestiegen sein.
Bei dieser groß angelegten Politik kommt es auch auf die Anstrengungen des Einzelnen an. Umweltschützer wie Yin Yuzhen haben viel Lob für ihre Bemühungen zur Aufforstung der Halbwüsten im Westen Chinas erhalten. Diese haben nicht nur die Ökologie vor Ort verbessert, sondern auch mehr Menschen zum Mitmachen inspiriert.
„Das Baumpflanzprogramm absorbiert nicht nur Kohlendioxid, sondern trägt auch zur Eindämmung des Klimawandels bei.“
Dennoch war der Erfolg dieses Programms nicht ohne Herausforderungen. Der Empfehlung der Weltbank zufolge sollte China bei seinen Baumpflanzprojekten den Schwerpunkt stärker auf die Qualität der Baumarten und nicht nur auf die Quantität legen. Der Wintersturm 2008 zerstörte 10 % des neuen Waldes. Dies führte zu ausführlichen Diskussionen über die Auswahl der Baumarten und die Pflanzdichte.
Allerdings wird das Monokulturmodell der Anpflanzung einer einzigen Baumart auch kritisiert. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass derartige verbleibende wirtschaftliche Vorteile möglicherweise auf Kosten der Artenvielfalt gehen. In vielen Gegenden bieten Bäume ohne Artenvielfalt nicht nur keinen geeigneten Lebensraum, sondern sind auch anfälliger für Krankheiten.
„China pflanzt mehr Bäume als der Rest der Welt zusammen, das Hauptproblem besteht allerdings darin, dass es sich dabei oft um Bäume einer einzigen Art handelt.“
Noch wichtiger ist, dass noch genauer untersucht werden muss, ob diese Bäume in extrem trockenen Gebieten zu viele Grundwasserressourcen verbrauchen. Wissenschaftler warnen davor, dass Baumpflanzprogramme ihren langfristigen Nutzen beeinträchtigen würden, wenn sie zu einer Übernutzung der Wasserressourcen führten.
Historisch gesehen sind Chinas Bemühungen zur Wüstenkontrolle oft gescheitert. Einer neuen Studie zufolge sollten aus Fehlern gewonnene Erkenntnisse die Grundlage für zukünftige Verbesserungen bilden. Für Wüstengebiete beispielsweise scheint die derzeitige Wiederherstellungsrate zu langsam zu sein. Wenn es so weitergeht, könnte es Hunderte von Jahren dauern, bis sich wesentliche Veränderungen zeigen.
„Im Jahr 2011 betrug die Wüstenfläche Chinas 1,73 Millionen Quadratkilometer, und die durchschnittliche jährliche Fläche, die unter Kontrolle steht, beträgt nur 1.717 Quadratkilometer.“
Allerdings steht die Frage, wie dieser Plan mit dem Klimawandel umgehen und die wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschen von traditionellen landwirtschaftlichen Modellen auf umweltfreundliche Tourismus- und Landwirtschaftsmodelle umstellen soll, zweifellos im Mittelpunkt der weltweiten Aufmerksamkeit. Da die Wirksamkeit von Bäumen beim Schutz der Ökologie immer offensichtlicher wird, liegen die Vorteile des Three North Shelterbelt Program nicht nur in der ökologischen Wiederherstellung, sondern auch in der wirtschaftlichen Umgestaltung und Entwicklung.
Wenn man auf die Veränderungen der letzten 45 Jahre zurückblickt, sieht man, dass China zwar gewisse Erfolge bei der Bekämpfung der Ausbreitung der Wüste Gobi und der globalen Erwärmung erzielt hat, aber in Zukunft noch viele Herausforderungen vor sich hat. Die Frage, wie ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Umwelt und der Befriedigung der Lebensbedürfnisse der Menschen gefunden werden kann, wird entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg dieses globalen Projekts sein.
Sollten wir bei der Umsetzung unserer groß angelegten Umweltschutzpläne die Beziehung zwischen Mensch und Natur überdenken und uns fragen, welchen Beitrag jeder von uns zur Zukunft dieses Planeten leisten kann?