In der Materialwissenschaft ist die untere kritische Lösungstemperatur (LCST) ein wichtiges Konzept, das nicht ignoriert werden kann. Unterhalb dieser Temperaturgrenze können die Komponenten der Mischung vollständig mischbar sein, andernfalls sind sie teilweise nicht mischbar. Im Gegensatz zu kleinen Molekülsystemen ist das Verhalten von Polymerlösungen komplexer, da ihre Phasenänderungen nicht nur von der Temperatur beeinflusst werden, sondern auch eng mit der Molekülstruktur, dem Aggregationsgrad der Polymere und den intermolekularen Wechselwirkungen zusammenhängen.
Mit der Vertiefung der Forschung erkannten Wissenschaftler allmählich, dass LCST eng mit dem Moleküldesign von Polymeren zusammenhängt und dass Unterschiede in der Molekülstruktur das Phasenverhalten grundlegend beeinflussen können.
Einige Polymere haben eine LCST oberhalb ihrer oberen kritischen Lösungstemperatur (UCST). Das bedeutet, dass sie innerhalb eines bestimmten Temperaturbereichs vollständig mischbar und bei höheren oder niedrigeren Temperaturen teilweise unlöslich sind. Beispielsweise geht man davon aus, dass Poly(N-Isopropylacrylamid), ein viel untersuchtes Polymer in wässriger Lösung, bei 32 °C einen Phasenübergang durchläuft. Die tatsächliche Temperatur kann jedoch je nach Polymerkonzentration, Molekulargewicht und Endgruppen variieren. Unterschiedliche und abwechslungsreich.
Der Polymerisationsgrad, die Polydispersität und die verzweigte Struktur von Polymeren sind alles wichtige Faktoren, die sich auf die LCST auswirken und auch eine neue Perspektive für die Entwicklung zukünftiger Funktionsmaterialien bieten.
Das Phasentrennungsphänomen der LCST wird hauptsächlich durch eine ungünstige Mischungsentropie verursacht. Wenn die Temperatur unter der LCST liegt, erfolgt die Vermischung der beiden Phasen spontan, was zu einer negativen Änderung der Gibbs-Freienergie (ΔG) für die Vermischung führt. Im Gegensatz dazu beträgt die Änderung der Misch-Freienergie bei Temperaturen über der LCST positiv. Es spiegelt wider, wie sich die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Substanzen auf ihr Phasenverhalten auswirkt.
Dabei spielen starke polare Wechselwirkungen oder Bindungswechselwirkungen wie Wasserstoffbrücken bei der Interaktion zwischen Polymeren und Lösungsmitteln eine wichtige Rolle, die dazu führen, dass sich mit der Strukturänderung auch das Verhalten dieser Systeme ändert.
In der statistischen Mechanik kann LCST mithilfe einer Erweiterung der Flory-Huggins-Lösungstheorie modelliert werden, die variable Dichte- und Kompressibilitätseffekte berücksichtigt. Forschungen der letzten Jahre haben darüber hinaus gezeigt, dass es zur Erklärung des LCST-Phänomens ausreicht, nur geometrisch bedingte Konnektivitätsinteraktionen zu berücksichtigen.
Derzeit werden drei Arten von Methoden zur Vorhersage von LCST verwendet. Die erste Kategorie schlägt theoretische Modelle auf Grundlage experimenteller Flüssig-Flüssig- oder Gas-Flüssig-Daten vor. Dazu sind jedoch große Mengen experimenteller Daten zur Parameteranpassung erforderlich, sodass die Vorhersagekraft begrenzt ist. Die zweite Kategorie verwendet empirische Gleichungen, die die LCST mit physikochemischen Eigenschaften wie der Dichte in Beziehung setzen. Diese Eigenschaften sind jedoch nicht immer verfügbar. Die neue Methode entwickelt ein lineares Modell durch einen molekularen Konnektivitätsindex, der sich auf die Molekülstruktur konzentriert und die Zuverlässigkeit erheblich verbessern kann.
Durch die Quantifizierung von Studien zu Struktur-Aktivitäts-/Eigenschaftsbeziehungen können Wissenschaftler die LCST von Polymerlösungen vor der experimentellen Synthese vorhersagen und so Zeit und Ressourcen bei der Materialentwicklung sparen.
Aufgrund des technologischen Fortschritts und eines tieferen Verständnisses des Polymerverhaltens wird die Vorhersage und Kontrolle der LCST von Polymeren zu einem immer wichtigeren Forschungsgebiet. Von Materialien, die Temperaturschwankungen widerstehen, bis hin zu Systemen mit kontrollierter Freisetzung bieten Polymere vielfältige Gestaltungs- und Anwendungsaussichten. In Zukunft werden diese Studien nicht nur die Entwicklung der Grundlagenforschung fördern, sondern auch dazu beitragen, praktische Anwendungen wie Arzneimittelverabreichungssysteme und Technologien zur Wasseraufbereitung zu verbessern. Welche neuen Molekülstrukturen und Polymerdesigns werden Ihrer Meinung nach in diesem Neuland die bestehenden Beschränkungen durchbrechen und neue Möglichkeiten eröffnen?