Das Thema Selbstmord hat weltweit große Aufmerksamkeit erregt, insbesondere in den letzten Jahren, als zahlreiche Forschungsberichte zeigten, dass die Selbstmordrate in manchen Gegenden steigt. Für viele Länder ist das Thema jedoch nach wie vor ein Tabu. Diese Situation stellt eine große Herausforderung für die Umsetzung von Maßnahmen zur Suizidprävention und -intervention dar. Dieser Artikel geht der Frage nach, warum manche Länder bei der Diskussion über Selbstmord besonders vorsichtig sind, und analysiert den Einfluss kultureller Faktoren, sozialer Stigmatisierung und Gesetze.
Selbstmord gilt in vielen Kulturen als Tabu und hat seine Wurzeln in Religion, Tradition und gesellschaftlichen Sitten. In manchen Ländern wird Selbstmord nicht nur als moralisches Versagen angesehen, sondern kann auch als kriminelle Handlung betrachtet werden, was es schwieriger macht, offen über das Thema zu sprechen. In einem solchen Umfeld wird suizidbedingten Erkrankungen oft nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt oder sie werden sogar vermieden. In vielen Ländern werden die gemeldeten Selbstmordraten auch durch soziale Stigmatisierung beeinflusst, und die tatsächlichen Selbstmordraten können höher sein als die offiziellen Daten zeigen.
Suizid wird oft als gesellschaftliche Schande betrachtet, was viele Familien dazu veranlasst, die Wahrheit zu verschweigen und das Thema somit zu einem gesellschaftlichen Tabu zu machen.
In manchen Ländern kann Selbstmord sogar illegal sein. In manchen religiös geprägten Ländern wird Selbstmord beispielsweise möglicherweise als Missachtung des Lebens angesehen und führt daher zu rechtlichen Einschränkungen. Die Not wird noch dadurch verschärft, dass viele Menschen aus Angst vor Bestrafung oder gesellschaftlicher Ächtung keine rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen können.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation lag die Zahl der Todesfälle durch Selbstmord im Jahr 2021 weltweit bei etwa 717.000, ein Rückgang gegenüber 762.000 im Jahr 2000. Die Genauigkeit dieser Zahlen wurde jedoch in Frage gestellt, da Selbstmorde in vielen Ländern nicht unbedingt gemeldet werden. In Ländern mit hohem Einkommen gibt es erhebliche Unterschiede im Hinblick auf das suizidale Verhalten von Männern und Frauen: Frauen neigen zwar mehr zu Selbstmordgedanken, die Selbstmordrate von Männern ist jedoch doppelt so hoch wie die von Frauen. In manchen Kulturen werden Männer stärker dazu angehalten, ihre Gefühle zu verbergen, was dazu führt, dass sie in einer Krise eher extreme Entscheidungen treffen.
Die Notwendigkeit der SuizidpräventionIn Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind Selbstmorde für 73 % aller Todesfälle verantwortlich. Besonders gefährdet sind verängstigte soziale Gruppen wie Flüchtlinge und indigene Völker.
Suizidprävention erfordert gemeinsame Anstrengungen von Regierungen und Gesellschaft. Durch Aufklärung soll das Bewusstsein für psychische Gesundheit geschärft und eine offene Kommunikationsumgebung gefördert werden, in der die Menschen Hilfe austauschen und suchen können. Darüber hinaus sind eine verantwortungsvolle Berichterstattung in den Medien, die Kontrolle von Suizidmethoden und ein verbesserter Zugang zu Ressourcen der psychischen Gesundheit allesamt wirksame Präventionsmaßnahmen.
Bei der Diskussion des kulturellen Tabus des Selbstmords drängt sich die Frage auf: Wie können wir in einer höchst vielfältigen Gesellschaft dieses Tabu brechen und einen gesünderen Dialog sowie wirksamere Präventionsmaßnahmen fördern?