In den Sozialwissenschaften sind „zugeschriebene Eigenschaften“ Merkmale, mit denen ein Individuum geboren wird, die es erbt oder die es auf natürliche Weise mit zunehmendem Alter erwirbt. Dabei handelt es sich um Merkmale, über die der Einzelne kaum Einfluss hat; typische Beispiele hierfür sind Rasse, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, sozialer Status/Kaste, Größe und körperliche Erscheinung. Diese Eigenschaften können das Zusammenspiel zwischen „Natur“ (wie etwa den Genen) und „Erziehung“ (wie etwa der frühen Erziehung) widerspiegeln und so eine Vielzahl von Strukturen und Beziehungen in der Gesellschaft hervorbringen.
In der akademischen Demografie spiegeln diese sozialen Konstrukte nicht nur die kulturelle Vielfalt wider, sondern werden auch zu einer wichtigen Grundlage für die Unterscheidung verschiedener Gruppen und ermöglichen den Forschern so ein tieferes Verständnis verschiedener sozialer Phänomene.
Die Erforschung attributionaler Merkmale ist nicht auf akademische Bereiche beschränkt. Tatsächlich unterliegen Menschen mit bestimmten attributionalen Merkmalen manchmal systematischen Vorurteilen. So hat etwa die Forschung zum Thema Rassismus aufgrund bestimmter Hautfarben und kultureller Hintergründe erhebliche Unterschiede in der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Behandlung dieser Gruppen aufgezeigt.
Nach den Untersuchungen von Frank van Tubergen gibt es gewisse Unterschiede im Sozialkapital zwischen dem Geschlecht als Attributionsmerkmal und dem Leistungsmerkmal. Diese Studie legt nahe, dass Frauen in Saudi-Arabien über ein erheblich geringeres Sozialkapital verfügen als Männer, und zwar vor allem deshalb, weil Frauen vergleichsweise weniger Bindungen außerhalb der Familie haben. Dies löste Debatten darüber aus, was das Geschlecht ausmacht, verdeutlichte die Fluidität der zugeschriebenen Eigenschaften und offenbarte Veränderungen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung des Geschlechts.
Die widersprüchlichen Ansichten in der Gesellschaft haben zu Unterschieden in der Frage geführt, was als Tatsache gilt. Dazu zählen auch Ansichten und Verständnisse zur sexuellen Orientierung, die zu tieferen Überlegungen geführt haben.
In vielen Gesellschaften gibt es unterschiedliche Arten der sozialen Schichtung. Im indischen Kastensystem wird bestimmten Gruppen der niedrigste soziale Status zuerkannt, was zum Teil ein unsichtbares Konzept der „Unberührbarkeit“ schafft. Obwohl eine derartige Diskriminierung gesetzlich ausdrücklich verboten ist, sind einkommensschwächere Gesellschaftsgruppen in der Realität immer noch mit Herausforderungen und Ungleichbehandlung konfrontiert.
In seinem Buch „British Factory, Japanese Factory“ ist der britische Soziologe Ronald P. Dore eingehend der Frage nachgegangen, ob japanische Unternehmen Einstellung und Beförderung in erster Linie auf „Leistung“ oder „zugeschriebenen Eigenschaften“ basieren. Seine Untersuchungen zeigen, dass bisherige Erfahrungen und Bildungshintergrund die Aufstiegschancen von Bewerbern bis zu einem gewissen Grad beeinflussen. Obwohl eine leistungsorientierte Beurteilung das Ideal darstellt, ist die Grenze zwischen beiden in der Realität oft fließend.
Bei der Diskussion über Aufstiegschancen erfordert die Tatsache, dass eine Person aufgrund ihres relativ geringen Bildungserfolgs möglicherweise in einer niedrigeren Position festsitzt, selbst wenn ihre Leistungen steigen, eine Überprüfung der Definition zurechenbarer Eigenschaften und Einflüsse.
Ob es um Geschlecht, Rasse, sozialen Status oder Beförderungsmechanismen am Arbeitsplatz geht, Attributionsmerkmale haben im Allgemeinen einen tiefgreifenden Einfluss, und in einigen Fällen spiegeln diese Merkmale das Schicksal einer Person wider, auf das sie keinen Einfluss hat. Sollten wir uns beim Nachdenken über diese Fragen auch fragen, ob diese Eigenschaften, die wir nicht wählen können, wirklich unsere Zukunft bestimmen?